In der Landwirtschaft ist der Einsatz von smarten Technologien schon erstaunlich weit fortgeschritten. So werden Wearables bereits weltweit eingesetzt, um Viehbestände zu überwachen.
Während die Industrie noch forscht, hat die Landwirtschaft schon Tatsachen geschaffen: In Deutschland nutzt laut einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom bereits fast jeder fünfte Landwirtschaftsbetrieb Anwendungen, die dem Industrie-4.0-Umfeld zugeordnet werden können. Bei den großen Betrieben ab 100 Mitarbeitern ist es sogar jedes dritte Unternehmen.
Fieberthermometer im Ohr
Der Einsatz von Wearables bietet sich hierbei insbesondere in der Viehhaltung an. Mit ihnen lässt sich der Gesundheitszustand der Tiere kontinuierlich überwachen und so schon sehr früh erkennen, ob sich eine Erkrankung abzeichnet. Damit kann der Medikamentenbedarf reduziert und die Verbreitung von Krankheiten in der Herde oftmals vermieden werden. Ein einfaches Wearable für dieses Health-Monitoring ist zum Beispiel das System von TekVet: Hier trägt das Tier einen Ohrclip, der über ein Thermometer konstant die Körpertemperatur misst. Ein kleiner Radiotransmitter überträgt die Daten des Sensors an solarbetriebene Receiver, die auf dem Hof oder der Weide verteilt aufgestellt sind. Diese Receiver sind mit dem hofeigenen Netzwerk verbunden. So stehen die Daten kontinuierlich für eine Analyse bereit.
Auch Kühe können SMS verschicken
Etwas komplexer ist die Lösung von Medria Technologies. Mit den Produkten Vel‘Phone und HeatPhone des französischen Spezialisten für Lösungen zur Echtzeitüberwachung erhält der Landwirt automatisch Nachricht, wenn die Kuh bald ein Kalb bekommen wird oder empfangsbereit ist. Spezielle Sensoren in einem Halsband messen die Vitaldaten der Kuh, erfassen ihre Aktivität und senden diese Informationen an einen Datensammler, der im Stall oder auf der Weide installiert wird. Der Datensammler sendet bei Auffälligkeiten mittels M2M-SIM-Karte über ein Mobilfunknetz eine entsprechende Information als SMS an den Bauern. Zusätzlich werden die gesammelten Daten alle 30 Minuten per Mobilfunk an einen Server übertragen und archiviert. Die gemessenen Daten sind nicht nur als SMS auf dem Handy verfügbar. Der Bauer kann die Vitaldaten seiner Kühe auch auf der Internetplattform „Daily Web Services“ nachvollziehen.
Ein im Körper getragenes Wearable ist dagegen die E-pill von Vital Herd: Die elektronische Tablette wird von der Kuh verschluckt und verbleibt den Rest ihres Lebens im Pansen. In dieser Zeit sendet sie kontinuierlich Daten via einer cloud-basierten Software an den Landwirt. Ähnlich wie Fitbit für den Menschen sammelt die E-pill Daten zu Körpertemperatur, Herzschlag, Respirationsrate, ph-Werte und andere Gesundheitsparameter und alarmiert den Bauern, wenn gesundheitliche Probleme bei einem Tier drohen.
Die GPS-Kuhglocke
Bei freilaufendem Vieh droht immer die Gefahr, dass die Tiere ausbrechen oder von Raubtieren gefressen werden. Übrigens eine Erfahrung, die Landwirte selbst in Europa seit der Rückkehr der Wölfe immer wieder machen müssen. Eine Lösung dieser Probleme kann die Wearable-Technologie bieten. So hat zum Beispiel eine südafrikanische Firma ein Halsband für Schafe entwickelt, das Lichtblitze und einen lauten Alarmton von sich gibt, wenn sich ein Raubtier nähert. Das Wearable erkennt die Nähe eines Räubers an dem veränderten Verhalten des Schafes.
Eine Schweizer Studie aus dem Jahr 2014 fand heraus, dass sich die traditionelle Kuhglocke nicht positiv auf die Gesundheit des Tieres auswirkt und empfahl stattdessen den Einsatz von GPS-Systemen. Inzwischen haben mehrere Firmen entsprechende GPS-Tracker für die Viehhaltung entwickelt, darunter zum Beispiel die israelische Firma Cattle Watch: Das Unternehmen hat eine ganze Palette an integrierten Lösungen rund um GPS-Sender aufgebaut. So überwachen die Halsbänder nicht nur die Vitalparameter und das Verhalten der Tiere, sondern nutzen das GPS-Signal, um zum Beispiel Viehdiebstahl zu erkennen. Auch virtuelle Zäune lassen sich damit einrichten, wobei die Bewegungsfreiheit der Tiere durch leichte Stromschläge eingeschränkt wird, sobald sie verbotenes Terrain betreten. Wenn kein Funknetz zur Verfügung steht, kann der Farmer auch eine Drohne losschicken, die die Daten über einen Receiver aus bis zu 200 Metern Höhe einsammelt und anschließend per Bluetooth auf das Smartphone überträgt.
Dies sind nur einige wenige Beispiele für die Vernetzung in der Landwirtschaft, die dennoch einen Blick in die Zukunft des Einsatzes von Wearables in der Viehhaltung erlauben.
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