Das Internet der Dinge hält Einzug in die Produktion. Diese „vierte industrielle Revolution“ wird die Produktionsarbeit durch den flächendeckenden Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik sowie Sensorik drastisch verändern.
Der industrielle Sektor steht vor einem massiven Umbruch, die nächste industrielle Revolution wird durch Vernetzung und das Internet geprägt sein“, ist sich Prof. Dieter Kempf sicher. Der Präsident des deutschen Bundesverbandes Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) meint damit, dass die Informations- und Telekommunikationstechnik künftig stärker denn je mit der Automatisierungs- und Produktionstechnik verzahnt sein wird.
Industrie 4.0
In Deutschland wird diese Entwicklung mit dem Begriff „Industrie 4.0“ umschrieben: Denn laut Forschern und Unternehmern handelt es sich hierbei um nichts anderes als um die vierte industrielle Revolution. Die erste bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft, darauf folgte die Massenfertigung mithilfe von elektrischer Energie als zweite industrielle Revolution, an die sich dann die digitale Revolution, der Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion, anschloss.
In der Industrie 4.0 nun werden die Objekte in der Fabrik intelligent. Sie tragen Barcodes oder RFID-Chips auf der Oberfläche, welche die zur Fertigung benötigten Informationen enthalten. Komplexe Produkte „wissen“ zum Beispiel, aus welchen Einzelbauteilen sie bestehen, wie sie montiert und gewartet werden wollen und was beim Austausch beachtet werden muss. Integrierte Sensoren liefern Daten über die jeweiligen Eigenschaften und Zustände der Objekte. Scanner und Computer lesen die Daten aus, übermitteln sie online weiter – und sorgen dafür, dass die Maschinen richtig agieren. Auf diese Weise kommunizieren die smarten Objekte miteinander, sie bilden ein sogenanntes cyber-physisches System.
Die Produktion steuert sich selbst
Es entsteht ein Internet der Dinge im industriellen Umfeld, das eine Neuorganisation der industriellen Produktion bedeutet: Durch die Vernetzung von Maschinen, Systemen, Werksstücken und Produkten werden intelligente Produktionssysteme geschaffen, die sich ohne manuelles Eingreifen selbstständig gegenseitig steuern können. Dadurch können Unternehmen zum Beispiel in einer neuen Qualität schnell und flexibel auf Kundenanforderungen reagieren. Die Industrie 4.0 soll die Produktion kleiner Stückzahlen in Echtzeit bei maximaler Qualität, aber dennoch niedrigen Kosten beherrschbar machen. Hersteller können schwankende Märkte und globale Trends dadurch profitabel bedienen, eine hohe Variantenzahl oder Kleinstserien anbieten und individuellen Kundenanforderungen gerecht werden.
Dabei ist der Einzug des Internets der Dinge nicht nur ein deutsches Thema: In den USA wird die gleiche Entwicklung zum Beispiel als Business-IT vorangetrieben, General Electric hat hierfür den Begriff „Industrial Internet“ eingeführt. „Die Vernetzung von Industriemaschinen, Infrastruktursystemen und Menschen bei ihrer Arbeit bringt erhebliche Effizienz-Steigerungen und wirtschaftliche Gewinne mit sich“, so Jeff Immelt, CEO von General Electric. „Das Industrial Internet ist auf dem Weg, die innovativsten Technologien der Welt zusammenzuführen, um unsere großen Herausforderungen zu lösen.“