Kampfroboter: Eine Frage der Ethik

Auch beim Militär sind zunehmend Roboter im Einsatz. Bislang sind sie meist ferngesteuert, doch auch auf dem Schlachtfeld werden Roboter immer autonomer. Der Bau von vollständig autonomen Kampfrobotern, die Entscheidungen zum Schuss selbst treffen, ist schon heute keine technische, sondern nur noch eine ethische Frage.

Roboter sind auf den Schlachtfeldern der Welt längst schon keine Utopie mehr. Bereits heute erkunden sie gefährliche Gegenden, entschärfen Minen oder bergen Verwundete, wie der Sanitätsroboter Bear. Der von Vecna Technologies entwickelte Battlefield Extraction-Assist Robot soll verletzte Soldaten aus der Kampfzone retten, ohne das Leben eines menschlichen Sanitäters zu riskieren. Aktuell wird daran gearbeitet, mehr autonome Fähigkeiten in den Roboter zu integrieren. „Die aktuelle Robotergeneration ist für spezifische Missionen bestimmt, und die meisten Roboter werden immer noch ferngesteuert“, so Thierry Dupoux, Entwicklungschef beim französischen Hersteller Safran Electronics & Defense. Das Unternehmen hat mit dem eRider eine Transportplattform für das Militär entwickelt, die an ein großes Quad erinnert. Das Fahrzeug kann von einem Soldaten gesteuert werden – oder sich autonom durch das Gelände bewegen. „Wir verfolgen einen komplementären Ansatz, inspiriert von der Autoindustrie, der eine vernünftige und stufenweise Einführung autonomer Funktionen mit sich bringt. Dieser Ansatz kann auf jede moderne Transport-, Aufklärungs- oder Kampfplattform angewendet werden.“

Noch benötigen Roboter einen Schießbefehl

Der Trend hin zu immer autonomeren Kampfrobotern wird allerdings selbst vom Militär kritisch gesehen. Bisher setzt keine Armee der Welt Roboter ein, die selbstständig eine Entscheidung zum Schuss treffen. Das gilt auch für die aktuell im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehenden Drohnen. Roboter wie der von einem Samsung-Tochterunternehmen hergestellte und mit einem Maschinengewehr ausgerüstete SGR-1, den Südkorea zur Kontrolle der Grenze nach Nord-Korea einsetzt, benötigt das explizite Kommando eines Menschen, um zu schießen. Auch bei dem von Qinetiq entwickelte Militärroboter Maars werden die Waffen per Fernsteuerung ausgelöst. Doch von der Technologie her wäre es durchaus möglich, dass Kampfroboter in Zukunft völlig selbstständig ihre Waffen einsetzen – die Entscheidung, ob Roboter diese Macht erhalten, ist längst keine technische Frage mehr, sondern nur noch eine ethische.

Thema für UN-Waffenkonvention

So hat die jährliche Konferenz zur Überprüfung der UN-Waffenkonvention Ende 2016 in Genf beschlossen, sich dem Thema der vollständig autonomen Waffen, die ihre Ziele ohne nennenswerte menschliche Kontrolle auswählen und angreifen, anzunehmen. „Die Regierungen, die sich in Genf getroffen haben, haben einen wichtigen Schritt gemacht, um die Entwicklung von Killerrobotern aufzuhalten“, so Steve Goose, für Waffen zuständiger Direktor bei Human Rights Watch und Mitbegründer der Kampagne zum Verbot von Killerrobotern. „Wenn diese Waffen erst einmal existieren, wird es keine Möglichkeit geben, sie noch zu stoppen. Die Zeit, um ein präventives Verbot auszusprechen, ist jetzt.“

(Bildnachweis: Vecna Technologies)

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