Die Technologien der smarten Stadt helfen auch, das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten. So hat Wien bereits eine elektronische Patientenakte eingeführt und Düsseldorf entwickelt ein System zum Telemonitoring von Senioren.
Die vernetzte, stadtübergreifende Kommunikationsinfrastruktur der Smart City kann auch im Gesundheitssektor neue Chancen bieten: Genauso wie den Bürgern im Verwaltungsbereich kann Patienten mithilfe dieser neuen Technologien der Zugang zu den Leistungen des Gesundheitswesen erleichtert und verbessert werden. Gleichzeitig sind Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenversicherungen in der Smart City durch die elektronischen Systeme noch stärker vernetzt und können gleichermaßen auf notwendige Daten zugreifen. Durch den nahtlosen Informationsfluss werden Patienten schneller und individueller versorgt.
Patientendaten werden elektronisch ausgetauscht
Basis dafür bildet die elektronische Patientenakte: Dabei handelt es sich um eine Datenbank, in der Behandlungsdaten, Medikamente und weitere Gesundheitsdaten gespeichert werden. Für die österreichische Hauptstadt Wien ist die Einführung einer derartigen Datenbank Teil der Smart-City-Rahmenstrategie. Bereits Ende 2015 wurde die „ELGA“, die österreichische elektronische Gesundheitsakte, in den ersten Krankenhäusern der Stadt eingeführt. „Über das ELGA-Portal können Bürgerinnen und Bürger nun ihre eigenen Gesundheitsdaten einsehen, ausdrucken oder abspeichern – egal, wann und egal, wo sie gerade sind. Das ist neu und bringt den Patientinnen und Patienten mehr Wissen über ihre eigenen Gesundheitsdaten“, beschreibt Su-sanne Herbek, Geschäftsführerin und Sprecherin von ELGA, die Vorteile für den Patienten. Im Protokoll ist für die Bürger zudem genau nachvollziehbar, wer wann was aufgerufen oder durchgeführt hat. Der Zugang zur persönlichen Gesundheitsakte erfolgt über ein Internetportal, die Identifizierung findet mit Handysignatur oder Bürgerkarte statt. Die Struktur der ELGA-Datenbank ist zweigeteilt: Die Identifizierung von Patienten und Gesundheitsdienste-Anbietern wie Ärzten oder Apothekern sowie die Steuerung der Zugriffsberechtigung erfolgt zentral. Die Patientendaten selbst, also zum Beispiel Befunde oder Röntgenbilder, werden dagegen dezentral bei den Organisationen gespeichert, in denen sie entstehen. Informationen können nur dann bereichsübergreifend – also von anderen Krankenhäusern oder Fachärzten – genutzt werden, wenn der Patient das genehmigt hat. Im Rahmen der Wiener Smart-City-Rahmenstrategie ist die Einführung der elektronischen Patientenakte allerdings nur ein Schritt: Weitere Elemente sind zum Beispiel telemedizinische Dienste, insbesondere auch mobile Geräte für das Monitoring.
Krankheiten früher erkennen
So könnten über spezielle eHealth-Anwendungen auf dem Smartphone oder auf Wearables verschiedene biomedizinische Messungen durchgeführt werden, um den Zustand von Patienten zu überwachen. Durch eine intelligente Analyse-Software können mit diesen Daten frühzeitig kritische Veränderungen des Gesundheitszustands erkannt werden. Bei kritischen Werten werden der Patient, seine Verwandten oder der behandelnde Arzt alarmiert. Im Notfall kann gleich ein Krankenwagen gerufen werden. Das Programm leitet dann automatisch den Aufenthaltsort und die kritischen Messwerte des Patienten an die Einsatzzentrale weiter. Durch die regelmäßige Überwachung vorher festgelegter Vitaldaten können Patienten häufiger in ihrer häuslichen Umgebung bleiben.
Lebenssituation von Senioren verbessern
Genau hier setzt auch ein Projekt an, das die Stadt Düsseldorf gemeinsam mit den Firmen Telefónica und ZTE umsetzen will: Die drei Partner wollen ein System zur passiven digitalen Überwachung von älteren Menschen entwickeln. Dabei sollen das Verhalten und die Bewegungen der Senioren durch Sensoren und nicht durch Kameras erfasst werden – so fühlen sich die Patienten nicht unter Beobachtung und die Persönlichkeitsrechte können besser geschützt werden. Verwandte, Ärzte oder Freunde erhalten mehrmals am Tag über eine App eine Statusmeldung, ob alles in Ordnung ist oder nicht.
„Die Stadt Düsseldorf möchte mit dem Start des eHealthcare-Piloten ein positives Signal setzen. Digitalisierung ist für uns nicht nur ein Schlagwort. Wir wollen anhand dieses Pilotprojektes zeigen, dass digitale Lösungen zum Wohle aller eingesetzt werden können, dass sie insbesondere im Gesundheitswesen zu konkreten Verbesserungen der Lebenssituation beitragen“, erläutert Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke, Gesundheitsdezernent der Stadt Düsseldorf. Technisch setzt das Projekt auf einer cloudbasierten Trend-analyse-Plattform von ZTE auf. Die von den Sensoren gesammelten Daten werden über ein Gateway per Mobilfunk übertragen und in einem Datencenter von ZTE in Düsseldorf verarbeitet, das der deutschen IT-Sicherheitsgesetzgebung unterliegt. Einsicht in die Daten der Teilnehmenden bekommen nur von diesen autorisierte Personen, seien es Familienangehörige, Freunde oder Pflegepersonal.
(Bildnachweis: Istockphoto: Mlenny)