Auf dem Weg zur denkenden Maschine

Smarte Systeme, die ihre Umgebung erkennen und darauf reagieren können, sind schon heute in vielen Bereichen zu finden. Ihre Zahl wird weiter wachsen, ebenso ihre Intelligenz. In Zukunft werden sie vielleicht für ihre Handlungen selbst verantwortlich sein können.

Bisher konnte selbst die hochentwickeltste Maschine nur relativ simple Aufgaben automatisch abarbeiten, wobei jede einzelne Tätigkeit auch noch vorher vom Menschen vorgegeben wurde. Doch wir befinden uns schon heute mitten in einer Entwicklung, die das grundsätzlich ändert: Maschinen werden immer mehr zu selbstlernenden, autonomen Systemen mit einer Leistungsfähigkeit, die zumindest in hochspezialisierten Aufgaben an die des menschlichen Gehirns heranreicht. Bereits vor zwei Jahren erwarteten die Marktforscher von Gartner, dass die Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit derartiger „Smarter Maschinen“ bis zum Jahr 2020 so stark steigen, dass sie einen spürbaren Einfluss auf das Wirtschaftsleben haben. Laut Gartner werden nur Unternehmen, die schon heute damit beginnen, Pläne und Strategien für die „digitalen Arbeitskräfte“ zu entwickeln, im Jahr 2020 zu den Top-Firmen in Sachen Produktivität und Gewinn gehören.

Erkennen, analysieren, reagieren

Dabei sind smarte Maschinen und Geräte bei weitem nicht nur im Produktionsbereich zu finden: Smartphone, Assistenzsysteme im Auto, Haustechnik, ja selbst bei der Pflege alter oder kranker Menschen – längst erobern sie jeden Bereich unseres Alltags. Wobei es für den Begriff „smart“ bisher noch nicht einmal eine offizielle Definition gibt. Konsens aller Experten jedoch ist, dass es sich bei smarten Systemen um eine Kombination von Sensorik, Aktorik, Datenaufbereitung und -auswertung sowie Informatik und Kommunikation handelt. Das heißt, diese Systeme können ihre Umgebung beziehungsweise Änderungen in ihrem Umfeld erkennen, analysieren und darauf reagieren. Sie sind in der Lage, mit dem Menschen und anderen intelligenten Geräten zu kommunizieren und zu interagieren. In einigen Definitionen ist auch die Miniaturisierung ein Merkmal smarter Systeme, denn sie ermöglicht es erst, dass nahezu jedes beliebige Produkt oder Gerät mit den entsprechenden Funktionen ausgestattet werden kann. Andere Experten sehen ein weiteres Kennzeichen für smartes, intelligentes Verhalten darin, dass die Geräte vorausschauend Entscheidungen treffen können. Dabei kann der Einsatzzweck derartiger Systeme völlig unterschiedlich sein: Flexible mit Sensoren und eigener Energieversorgung versehene Textilien zur Gesundheitsüberwachung gehören genauso dazu wie intelligente Steuerungssysteme im Flugzeug.

Daten werden intelligenter verarbeitet

Smarte Systeme müssen mit einer enormen Menge von Daten und Informationen arbeiten können. Daher ist die Cloud häufig eine wichtige Voraussetzung intelligenten Agierens, denn sie bietet hierfür die erforderliche Speicher- und Rechenleistung. Zudem ist die Intelligenz nicht nur eine Frage der Hardware, sondern auch der Software, die die Daten analysiert und entsprechende Entscheidungen trifft. Gerade im Hinblick auf die Verarbeitung von Big Data werden zunehmend semantische Technologien eingesetzt: Damit können smarte Systeme auch die Bedeutung von Daten erkennen und ihre Zusammenhänge verstehen.

Ethik kehrt ein in die Maschinenwelt

Mit der zunehmenden Selbstständigkeit und Autonomie von Geräten und Maschinen wird jedoch ein Aspekt immer wichtiger: Man muss sich auf die smarten Systeme verlassen können. „Ganz klar, die Menschen müssen smarten Maschinen trauen, wenn sie sie akzeptieren und nutzen sollen“, meint Gartner-Analyst Frank Buytendijk. Er erwartet zwar nicht, dass Maschinen in absehbarer Zeit ein Selbstbewusstsein entwickeln, geht aber davon aus, dass es irgendwann so weit sein wird. Dann wird eine Maschine in der Lage sein, ihre Handlungen zu reflektieren. Ab diesem Zeitpunkt ist sie für ihr eigenes Verhalten verantwortlich. Buytendijk mahnt daher, dass sich Unternehmen, die smarte Geräte entwickeln, auch auf eine ethische Diskussion und Programmierung der Systeme vorbereiten: „Die Frage, die wir uns selber stellen sollten, ist: Wie wollen wir sicherstellen, dass diese Maschinen zu ihrer Verantwortung stehen? Werden wir smarte Maschinen wie Haustiere behandeln, bei denen die Besitzer verantwortlich bleiben? Oder werden wir sie wie Kinder behandeln und sie aufziehen, bis sie selbst Verantwortung übernehmen können?“

(Bildnachweis: Fotolia: cutimage)

Related Posts

  • Für einige Menschen sind Wearables nur ein erster Schritt – sie wollen Technologie fest mit ihrem Körper verbinden und so ihre menschlichen…

  • Autonome Maschinen, Precision Farming und vernetzte Traktoren – intelligente Technologien erobern schon seit einigen Jahren Felder und Ställe. Durch die Automatisierung in…

  • Der beste Kollege des Wachpersonals soll der Security-Roboter SAM3 sein. Mit seinen Sensorsystemen entdeckt er Eindringlinge, Defekte in elektrischen Anlagen oder gefährliche…