Mit den drei Robotergesetzen hat Isaac Asimov im Jahr 1942 Regeln für das Zusammenleben von Mensch und Roboter definiert, die heute aktueller sind denn je. Der 1992 verstorbene Autor und Wissenschaftler inspirierte mit seinen Geschichten nicht nur die Science-Fiction-Gemeinde, sondern auch Robotikentwickler.
Speedy weiß nicht mehr, was er tun soll. Der flinke Roboter soll den dringend benötigten Rohstoff Selen auf dem Planeten Merkur beschaffen. Doch das ist mit großen Risiken für seine Existenz verbunden. Andererseits will er den Befehlen der Menschen gehorchen. Der Konflikt mit den für sein Verhalten grundlegenden Gesetzen ist zu viel – Speedy dreht durch. Er rezitiert Operetten-Verse und fährt nur noch im Kreis. Erst, als sein menschlicher Besitzer sich vor seinen Augen in Lebensgefahr bringt, kann sein Elektronengehirn wieder klar denken – denn jetzt muss Speedy ganz klar dem ersten Gesetz folgen.
- Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.
- Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.
- Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.
Ethische Fragen werden heute aktuell
Mit dieser Szene aus seiner im Jahr 1942 veröffentlichten Kurzgeschichte „Runaround“ hat sich Isaac Asimov unsterblich gemacht. In den folgenden Jahren nahmen zahlreiche Autoren und Filmschaffende die in der Kurzgeschichte erstmals definierten Robotergesetze auf und entwickelten um sie herum eigene Geschichten. Aber Asimovs Ideen sind nicht nur reine Fiktion, sondern fanden und finden viel Beachtung bei Forschern aus den Bereichen der Robotik und der Künstlichen Intelligenz. Die drei Gesetze dienen gerade heute Entwicklern als grundlegender Leitfaden bei der Programmierung ihrer Roboter. „Mit der baldigen Ankunft der ersten autonomen Roboter mitten in unserer Gesellschaft werden einige ethische Fragen aktuell werden, die der Science-Fiction-Autor Isaac Asimov bereits 1942 als seine berühmten Robotergesetze formuliert hatte – beispielsweise darf ein Roboter Menschen töten oder verletzen“, so Philipp Schaumann von Sicherheitskultur.at. Er referierte auf der Fachtagung IT-Security Community Xchange Ende 2016 über „Ethik für autonome Fahrzeuge“.
Vom Biochemiker zum Autor
Doch nicht nur die Beziehung zwischen Mensch und Roboter beschäftigte den am 2. Januar 1920 im russischen Petrowitschi geborenen Asimov. Zu seinen über 500 Büchern gehören zahlreiche wissenschaftliche Werke zu Physik, Chemie und anderen Naturwissenschaften, aber auch Bücher über die Bibel, William Shakespeare oder über die griechische und römische Geschichte. Denn Asimov war ausgebildeter Naturwissenschaftler: Nachdem er im Alter von drei Jahren mit seiner Familie in die USA auswanderte und in Brooklyn aufwuchs, studierte er Chemie an der Columbia University und machte 1949 seinen Doktor in Biochemie. Schon während seines Studiums kam der Wissenschaftler mit der noch jungen amerikanischen Science-Fiction-Szene in Kontakt. Seine erste Kurzgeschichte veröffentlichte er 1939. Doch Fulltime-Autor wurde er erst 1958 – er gab seine Dozentenstelle an der Boston University auf und widmete sich ganz dem Schreiben.
Konflikt zwischen Technik und Ethik im Fokus
Eines seiner erfolgreichsten Werke war die „Foundation“-Trilogie: In der galaktischen, wissenschaftsbegeisterten Science-Fiction-Serie erzählt Asimov, wie es einem Wissenschaftler mittels der sogenannten Psychohistorik gelingt, die Entwicklung der Menschheit für Jahrtausende vorauszuberechnen und zu steuern. Diese Trilogie verband Asimov mit seinen zahlreichen Roboter- und Imperiumsromanen zu einem umfangreichen Zyklus über den Aufbau einer neuen Zivilisation im Weltall. All seinen Romanen und Kurzgeschichten gemein ist der Konflikt zwischen Technik und Ethik. So steht für Asimov bei seinen Robotergeschichten nicht allein die Faszination für die futuristische Technik im Vordergrund, sondern vielmehr die Auswirkungen dieser Technik auf die menschliche Gesellschaft – und welche Dilemmas dadurch ausgelöst werden können.
EU-Parlament fordert Robotergesetze
Wie weit Asimov damit seiner Zeit voraus war, zeigt eine Pressemeldung des Europäischen Parlaments, die Anfang 2017 veröffentlicht wurde: Darin fordern die Parlamentarier die EU-Kommission auf, Regeln für Robotik und künstliche Intelligenz vorzulegen. „Eine Option könnte sein, Robotern einen Status als „elektronische Persönlichkeit“ zuzuweisen, zumindest dann, wenn es um den Schadenersatz geht“, so Mady Delvaux, Luxemburg, die den entsprechenden Bericht formuliert und an die Kommission gegeben hat. Die EU-Parlamentarier schlagen einen freiwilligen ethischen Verhaltenskodex für Robotik für Forscher und Designer vor, um sicherzustellen, dass ihr Vorgehen in Einklang mit rechtlichen und ethischen Standards steht und dass Design und Nutzung von Robotern die Menschenwürde respektieren.
Asimov hat diese Ambivalenz zwischen Ethik und Robotik vorhergesehen: In seiner fiktiven Welt von 2015 sind die Roboter zwar unverzichtbare Helfer bei der Eroberung ferner Planeten. Auf der Erde aber sind sie verboten, weil die Menschen Angst vor ihnen haben.
(Bildnachweis: United States Library of Congress; Unsplash: NASA)