Aus Ideen Realität werden lassen

Für die Entwicklung autonomer Roboter, die eng mit dem Menschen agieren können, ­liefert EBV Elektronik als Europas größter Halbleiter-Distributor alle erforderlichen Elektronik­komponenten. Aber nicht nur, wie Bernard Vicens, Director ­Segment Smart Consumer & Building bei EBV, betont. Wenn nötig, bietet das Unternehmen seinen Kunden ein komplettes Ökosystem an Lösungen und identifiziert mit ihnen gemeinsam neue mögliche Geschäftsfelder.

Haben Sie schon einen Roboter zuhause?
Bernard Vicens: Noch nicht. Aber ich überlege, mir in Zukunft einen Roboter-Rasenmäher zuzulegen.

Was macht die Robotik für Sie als ElektronikDistributor so spannend?
B. V.: Zunächst erinnern Roboter mich – und wahrscheinlich jeden von uns – an Science-Fiction-Filme und Romane, die ich als Kind gesehen beziehungsweise gelesen habe … was mitunter furchteinflößend sein kann! Im Rahmen unseres Geschäfts sind wir noch in einer sehr frühen Phase, aber Anwendungen gibt es über alle Marktsegmente hinweg. Auch sind die Herausforderungen gewaltig – in punkto Rechen-Power, Energie-Management, Sicherheit, Sensoren, Mensch-Maschine-Schnittstellen und Kommunikation – so dass dieser Markt bald ein strategischer sein wird.

Welche Komponenten für Roboter bietet EBV?
B. V.: Wir haben Lösungen für alle gerade genannten Technologien. Darüber hinaus erweitert sich unser Portfolio speziell mit neuen Sensortechnologien.

Wo sehen Sie den aktuell spannendsten Markt für Roboter?
B. V.: Ich denke, dass der Heim-Assistenz-Roboter das nächste große Ding sein wird, mit einer Spracherkennung vergleichbar mit der von Amazon Echo oder Google Home. Wir werden bald einen ähnlichen Ansatz bei mobilen Robotern für verschiedene Heimapplikationen wie die Beaufsichtigung von Kindern, Unterhaltung, Sicherheit oder Komfort sehen …

Gibt es Lieblingsprojekte, die Sie in letzter Zeit betreut haben? Können Sie uns Ihre Favoriten kurz vorstellen?
B. V.:
Nun, da gibt es gleich mehrere interessante Projekte. Zum Beispiel den NemH2O. Der Pool-Roboter kann ewig im Wasser bleiben, dank seiner Aufladung über Hochleistungsinduktion. Ein anderer meiner Favoriten ist Wiigo – ein autonomer und selbstfahrender Einkaufswagen, der entwickelt wurde, um Menschen mit oder ohne eingeschränkter Mobilität im Supermarkt zu folgen. Dann gibt es Keecker, einen smarten Multimediaroboter, der sich durch das Zuhause bewegt und Unterhaltung, Kommunikation und Sicherheit in jeden einzelnen Raum bringt. Ein anderes spannendes Projekt ist Buddy, ein Open-Source-Robotergefährte, der für jedes Familienmitglied Vernetzung, Schutz und Interaktion bietet.

Die Robotik macht zurzeit einen gewaltigen Entwicklungssprung. Welche Technologien beziehungsweise Trends sind in Ihren Augen dafür maßgeblich verantwortlich?
B. V.:
Die aktuellen Fortschritte in der Spracherkennung erleichtern die Interaktion zwischen Menschen und Robotern enorm. Zum Beispiel ist es möglich, einen Stimmenaktivator in eine Anwendung zu integrieren – man muss nur ein Schlüsselwort aussprechen, um ein System aufzuwecken. Außerdem bietet die Cloud nahezu grenzenlose Kapazitäten für anspruchsvollste Spracherkennung – es gibt praktisch kein Limit mehr für die Fähigkeiten einer Stimmerkennung.

Welche Aspekte in der Robotik finden Sie ­gerade besonders spannend?
B. V.:
Die Mensch-Maschine-Schnittstellen werden wirklich immer besser. Noch einmal, die Spracherkennung wird definitiv unsere Interaktion mit Robotern vereinfachen; allerdings bedeutet die Tatsache, dass Roboter immer enger mit uns Menschen agieren – zum Beispiel als Pflegeroboter – dass sehr strikte Sicherheitsprozesse implementiert werden müssen. Was mich an die drei Robotergesetze von Isaac Asimov erinnern lässt …

Ein Tesla baut einen Unfall, weil er einen querstehenden Lkw nicht von einer Brücke unterscheiden kann. Ein Security-Roboter fährt in einem Einkaufszentrum ein Kind um. Sind die Robotiksysteme wirklich schon so weit, dass man sie im Alltag einsetzen kann?
B. V.:
Offensichtlich zeigen diese Beispiele, dass die Sicherheitsregeln für Roboter immer noch verbessert werden müssen. Wie auch immer, wenn wir in einem größeren Rahmen vergleichen, könnten wir prüfen, wie viele Unfälle durch einen autonom fahrenden Tesla vermieden wurden im Vergleich zu einem menschlichen Fahrer. Man darf nicht vergessen, dass die Reaktionszeit eines Roboters nur ein Tausendstel der Zeit beträgt, die ein Mensch benötigt.

Viele der im Heft vorgestellten Roboter sind von Start-ups entwickelt worden. Ist der Markt der Roboterapplikationen ein Start-up-Markt?
B. V.:
Vielleicht sind etablierte Unternehmen im Magazin unterrepräsentiert? Nein, im Ernst, tatsächlich kommen Innovationen gewöhnlich von Start-ups. Wie auch immer, ich erwarte, dass große Player aus dem Bereich der Consumer-Electronics wie Samsung oder LG bald ähnliche Produkte auf den Markt bringen werden.

Was auffällt ist, dass darunter auch viele Unternehmensgründer sind, die aus dem Zielmarkt kommen – Landwirtschaft oder Security –, aber noch nie etwas mit Elektronik, Sensorik oder Künstlicher Intelligenz zu tun hatten. Wie kann EBV Elektronik dabei helfen, dass sie ihre Roboteridee erfolgreich ­realisieren?
B. V.:
Die Situation ist beim Internet der Dinge ähnlich. Unser wichtigstes Ziel ist, die Ideen unserer Kunden Realität werden zu lassen. Natürlich haben wir dazu die passenden Elektronikkomponenten im Programm, dank unserer Best-in-Class-Vertriebsorganisation, der auch entsprechend spezialisierte Ingenieure angehören. Aber wir bieten auch ein komplettes Ökosystem mit Partnern, die Hardware, Software, Design-Support, Produktion und vieles mehr anbieten …

Kann EBV Elektronik auch etwas für erfahrene Robotikhersteller bieten – über die Komponenten hinaus?
B. V.:
Wie ich schon sagte, wir bieten ein komplettes Ökosystem. Tatsächlich können wir in einigen Fällen für unsere Kunden ein Bewusstsein schaffen und ihnen Ideen für potenzielle zusätzliche Geschäftsfelder vermitteln.

Gerade im Bereich der Navigation und Umfeld­erkennung existiert eine Vielzahl unterschiedlicher Technologien. Wie findet man da die passende Lösung?
B. V.:
Es hängt wirklich von der Applikation ab. Als Erstes müssen wir Outdoor-Anwendungen differenzieren, bei denen ein GPS-Signal genutzt werden kann. Dann erlauben einige Technologien eine Umfelderkennung über längere Distanz wie zum Beispiel Radar. In einigen Fällen sind auch Time-of-Flight Infrarot-Kameras passend. In anderen Fällen können Bewegungssensoren und Magnetometer-MEMS helfen, eine Position oder Ausrichtung zu bestimmen. Ganz sicher werden Kunden häufig verschiedene Technologien kombinieren, um die beste Lösung für ihr System zu erhalten. Man sollte sich zum Beispiel bewusst sein, dass autonome Autos in naher Zukunft mindestens drei verschiedene Technologien kombinieren, um ihre Position zu bestimmen.

Aus Ihrer Sicht – welche Regionen beziehungsweise Länder sind momentan führend bei der Entwicklung neuer Roboter?
B. V.:
Die Vereinigten Staaten, Korea, Frankreich, Dänemark, Deutschland und Italien sind Länder mit vielen Aktivitäten und Unternehmen. Zudem treiben in diesen Ländern auch Universitäten und öffentliche Institutionen den Markt mit Investitionen in spezifische Programme und Events.

Welche Märkte beziehungsweise Branchen sind gerade besonders spannend für die Robotik, wie wird sich das in Zukunft entwickeln?
B. V.:
Serviceroboter für das Zuhause können wirklich unseren Alltag erleichtern. Mit den verschiedensten Anwendungen wie Kinder beaufsichtigen, Senioren pflegen oder Unterhaltung für die ganze Familie. Wenn wir entsprechende Sensoren ergänzen, können Roboter sogar die Luftqualität prüfen und die Behaglichkeit steuern und – warum nicht – Stromverbraucher ausschalten, wenn wir es vergessen, um Energie zu sparen.

Was glauben Sie, werden wir in Zukunft alle einen Roboter zuhause haben?
B. V.:
Auf jeden Fall!

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