Ob am Handgelenk, in der Schuhsohle oder als Smart Glasses auf der Nase – in den sogenannten Wearables sehen viele Marktexperten „the next big thing“.
Wearables sind kleine elektronische Geräte, die am, auf dem oder sogar im Körper getragen werden. Sie sind in Accessoires, medizinischen Hilfsmitteln oder die Kleidung integriert und erfüllen eine oder mehrere intelligente Funktionen. Zudem sind diese Mini-Computer in der Regel mit Kommunikationsschnittstellen ausgerüstet, mit denen sie direkt über das Internet kommunizieren können, oder sie nutzen das Smartphone, um Daten auszutauschen.
Fitness-Tracking heute im Fokus
Das bekannteste Beispiel sind die sogenannten Fitnessarmbänder. Fitness-Tracking steht laut einer von der Internet World Messe in Auftrag gegebenen und vom Marktforschungsinstitut Fittkau & Maaß Consulting durchgeführten Studie zur Nutzung von Wearables bei den Besitzern von Smartwatch und Co. heute im Fokus: Mehr als die Hälfte der Befragten setzt ihr Gerät ein, um Gesundheits- und Fitnessdaten zu messen und auszuwerten. Saskia Müller, Leiterin der Internet World Messe, erklärt: „Wearables wird ein ähnlicher Boom vorausgesagt wie Smartphones, und in der Tat bestätigt unsere Studie, dass die Geräte bei den ‚Early Adopters‘- bereits angekommen sind.“
Von der Digitaluhr zur Smartwatch
Tragbare Elektronik gibt es fast schon so lange wie Personal Computer: Vor rund 30 Jahren brachten Hersteller wie Casio Armbanduhren mit Digitalanzeige und Taschenrechner auf den Markt. Doch vom Zeitalter der Vernetzung war die damalige Elektronik fürs Handgelenk noch Lichtjahre entfernt. Die Wearables von heute dagegen kommunizieren ganz selbstverständlich mit Smartphones, der Cloud oder mit Maschinen, kontrollieren den Herzschlag oder ermöglichen die Erforschung virtueller Welten.
Großes Potenzial im Business-Bereich
Die intelligenten Geräte halten längst auch Einzug in den Business-Bereich. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von Produktion und Logistik über Gesundheitsmanagement und OPs bis in den Hörsaal. Experten wie Werner Ballhaus, Partner und Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PricewaterhouseCoopers, sehen in Unternehmen ein großes Potenzial für vernetzte Elektronik wie Datenbrillen oder intelligente Uhren: „In Fabriken könnte man mit den Uhren die Arbeitsbelastung der Beschäftigten reduzieren und ihre Sicherheit optimieren. Krankenhäuser könnten sie für die Echtzeitkommunikation zwischen Ärzten und Krankenschwestern nutzen, Flughäfen oder Hotels für den Check-in. Diese Anwendungen stehen zwar noch am Anfang, aber in den nächsten Jahren werden wir eine rasche Ausweitung solcher Einsatzmöglichkeiten sehen.“
Vor allem in der Gesundheitsvorsorge sehen viele große Vorteile durch die kleinen Helfer: Puls messen, Schritte zählen, Kalorienverbrauch. Doch die Technik soll noch viel weiter gehen. Shirts mit eingebauten Elektroden, die den Herzschlag messen. Socken, die dafür sorgen, dass die Fußstellung stimmt. In Deutschland ist die „elektronische Mode“ zwar noch nicht auf dem Markt, doch das soll sich ändern. „Bei Wearables ist vernetzte Funktionskleidung die logische Weiterentwicklung. Die immer kleiner und leistungsfähiger werdenden Sensoren lassen sich immer besser direkt in Textilien integrieren“, so Timm Lutter vom deutschen Digitalverband Bitkom.
Rasante Entwicklungen im dynamischen Markt
In den nächsten Jahren wird eine Fülle neuer Wearables auf den Markt kommen. Große Technologieunternehmen preschen mit hohen Investitionen vor, doch nicht nur Google und Co. werden sich verstärkt diesem Markt widmen. Auch Unternehmen außerhalb der Technologiebranche bieten sich völlig neue Möglichkeiten. Innovative Start-ups wittern ihre Chance, auf dem dynamischen Markt mitmischen zu können, was zu einer großen Anzahl an Neugründungen im Wearables-Bereich führt. Insgesamt wird demnach mit einem hohen Konkurrenzdruck zwischen verschiedensten Playern zu rechnen sein, was zu rasanten Produktentwicklungen führt und somit erheblich zum Fortschritt des Internet of Things beiträgt.
Auf dem Weg zum Internet der Dinge
Besonders zukunftsträchtig sind Konzepte zur Vernetzung mit externen Sensoren. Einen ersten Eindruck geben die Smartwatches der neuesten Generation, mit denen man beispielsweise die Autotür öffnen oder die Temperatur im Wohnzimmer einstellen kann, bevor man nach Hause kommt. Mit solchen Anwendungen werden Wearables zum innovativen Bindeglied zwischen dem Menschen und dem „Internet der Dinge“. „Wearables sind die logische Weiterentwicklung von Smartphone und Tablet“, so Lutter. „Sie bringen das Internet der Dinge an den Körper und machen es somit im Alltag noch praktikabler.“