Elektronik für Wearables

Für Bernard Vicens, Director Segment Consumer bei EBV Elektronik, sind Wear­ables mit ihren Anforderungen an Leistung und Energie­effizienz die ultimative Applikation für elektronische Komponenten. Daher unterstützt EBV ihre Kunden nicht nur bei der ­Auswahl geeigneter Elektronikbausteine, sondern auch mit Know-how rund um das gesamte „Ökosystem“ – ­inklusive ­Design, Software und Fertigung.

Was ist Ihr persönliches Lieblings-­Wearable?
Bernard Vicens: Die smarten Schuhe von ­Digitsole – sie entwickelten sich aus der noch relativ einfachen interaktiven Schuhsohle, die nicht nur die gelaufene Strecke und die verbrannten Kalorien des Trägers messen kann, sondern mit integrierten Heizmodulen auch die Füße wärmt. Die daraus entstandenen Schuhe messen darüber hinaus die Dämpfung, verfügen über Licht, lassen sich kabellos aufladen und schnüren sich automatisch.

Können Sie ein paar Beispiele für Projekte nennen, bei deren Entwicklung EBV beteiligt war?
B.V.: Wo soll ich anfangen? Wir haben Suunto, eine finnische Firma, bei der Realisierung ihrer smarten Sportuhren unterstützt. Bei PIQ waren wir an der Entwicklung der Multisport-Sensorplattform beteiligt, die zum Beispiel für den Golfsport verwendet wird. Zu unseren Kunden gehören auch Playertek mit ihrem GPS-Tracking-System zur Leistungserfassung von Outdoor-Sportlern oder die französische Optikerkette Atol mit ihrer vernetzten Brille – über das Smartphone kann man sich anzeigen lassen, wo man die Brille hat liegen lassen.

Welche Rolle hat EBV dabei gespielt?
B.V.: Durch unsere verschiedenen ausgewählten Lieferanten haben unsere Kunden Zugriff auf die aktuellste und am besten für die jeweiligen Projekte geeignete Technologie. Gemeinsam selektieren wir die richtigen Komponenten, immer in Abwägung zwischen Leistung und Preis. Wir bieten den Produzenten eine optimale logistische Unterstützung – egal, wo sie auf der Welt ihren Standort haben.

Wie wichtig ist der Markt der Wear­ables für EBV als Elektronik-Distributor?
B.V.: Der Wearable-Markt ist eine der am schnellsten wachsenden Anwendungen innerhalb des Internets der Dinge. Viele Unternehmen in Europa, die bisher entsprechende elektronische Komponenten noch nicht nutzen, investieren in diesen Bereich und sind auf der Suche nach Technologiepartnern. Beispiele dafür sind Unternehmen aus den Bereichen Sport, Luxusartikel, Mode und Bekleidung, Schuhe oder Haustier-Tracking … Mit unseren Lieferanten, darunter die Top Ten der führenden Halbleiterproduzenten, und unserem Partnernetzwerk ist EBV ideal aufgestellt, um eine passende Palette an Sensoren, Mikrocontrollern, Power Management und Konnektivitätsmodulen bieten zu können.

Soll eine Wearable-Entwicklung erfolgreich sein, muss Know-how aus den unterschiedlichsten Bereichen zusammenfließen. Welche Rolle kann EBV hierbei übernehmen?
B.V.: Wir bieten nicht nur Expertise für elektronische Komponenten, sondern auch für das gesamte „Ökosystem“ inklusive Design, Software und Fertigung. Seit einigen Jahren verfolgen wir darüber hinaus eine vertikale Marktstrategie, wodurch unser Netzwerk an Technologieexperten in für uns zentralen Applikationsbereichen wie Healthcare, Consumer oder Automotive kontinuierlich wächst. Das können Institute, Universitäten, Software-Häuser oder Experten von kleinen Unternehmen oder auch von Konzernen sein … Schließlich bringen wir unsere potenziellen Kunden auch mit relevanten Marktexperten in Kontakt.

Welche technologischen Trends rund um Wearables ­beobachten Sie im Moment bei den Elektronikherstellern?
B.V.: Grundsätzlich ist die Evolution der elektronischen Komponenten sehr wichtig für Sensoren, Mikrocontroller und Konnektivität. Denn damit steigen Präzision und Rechenleistung, während gleichzeitig der Energieverbrauch sinkt. Trotzdem sehen wir einige bahnbrechende Technologien am Horizont:
So zum Beispiel das Wireless Charging. Indem Anschlüsse für Ladekabel vermieden werden, lassen sich komplett versiegelte, wasserfeste Geräte bauen. Eine andere Technologie mit Zukunft ist LPWAN: Sigfox, LoRa, EC GSM und LTE M bieten Konnektivität direkt zum Netz mit weitaus weniger Stromverbrauch als traditionelle 2G/3G-Module. Über die Cloud verwaltete Geräte bieten zudem eine neue Palette an Fähigkeiten: von der Nutzung der Cloud-Ressourcen bis hin zur Vernetzung mit anderen Geräten und Diensten. Ein großer Trend ist die gedruckte Elektronik, die neue Anwendungen im Bereich von Sensoren, OLED, Solar-Paneelen oder Displays ermöglicht. LED-Module im Chip-Maßstab erlauben neue Designs in der Bekleidung, zum Beispiel für eine bessere Sichtbarkeit des Trägers. Auch die E-Ink-Displays werden im Wearable-Bereich an Bedeutung gewinnen – sie können auch im Sonnenlicht gelesen werden und verbrauchen nur wenig Energie. Ein weiterer großer Trend ist das Energy Harvesting, also das Nutzen von Energie aus Licht, Wärme oder Bewegung.

Zurzeit sehen wir vor allem Produkte für den Consumer- und Fitness-Bereich. Welche Rolle werden Wear­ables im B2B-Bereich spielen?
B.V.: Augmented-Reality-Brillen können zum Beispiel sehr nützlich bei verschiedenen Industrieanwendungen sein wie bei der Wartung oder in der Fertigung. Aber auch der Healthcare-Sektor bietet hierfür interessante Applikationen. Auch für Tracker sehe ich einiges Potenzial, nicht nur in der Telemedizin, sondern auch im Ambient Assisted Living oder in Bereichen mit Zutrittskontrolle.

Was bedeutet das für die Produkte – und die in ­ihnen verbauten elektronischen Komponenten?
B.V.: Entsprechende B2B-Anwendungen erfordern sicherlich einen professionelleren Ansatz, die Elektronik muss eventuell für einen breiteren Temperaturbereich geeignet sein und eine höhere Zuverlässigkeit aufweisen.

Wie beurteilen Sie den Wearable-Markt generell?
B.V.: Die Marktanalysten sind sich hier einig: Wir werden in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum in diesem Markt sehen. In einigen Studien wird von einer jährlichen Wachstumsrate von über 14 Prozent ausgegangen …

Welche Rolle spielen Wearables in den verschiedenen vertikalen Vertriebssegmenten von EBV?
B.V.: Wearable-Anwendungen können als die ultimative Applikation gesehen werden: Die technischen Anforderungen an Rechenleistung, Sensorik, Benutzerschnittstelle, Display oder Konnektivität sind hoch, müssen aber dennoch mit einer Batterie funktionieren. Grundsätzlich sehen wir aber Wear­ables derzeit vor allem in den Segmenten Consumer, Healthcare und in medizinischen Anwendungen, aber wie schon gesagt, auch in der Industrie lassen sich viele Applikationen finden.
(Bildnachweis: Fotolia: Login)

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