Shared Mobility – Nutzen statt besitzen

Der Trend zur sogenannten Sharing Economy verändert unsere Gesellschaft und unser Wirtschaftssystem tiefgreifend. Vor allem für die Generation der Millennials zählt weniger der Besitz als der Einsatzzweck eines Gegenstands. Auch die Mobilität wird zunehmend von dieser Philosophie geprägt.

Für immer mehr Menschen gewinnt der Zweck bzw. die Anwendung eines Gegenstandes größere Bedeutung als der Besitz desselben. Das (Nutzer-)Erlebnis ist für sie wichtiger als Eigentum. Vor allem die konsumkritischere jüngere Generation entscheidet sich immer häufiger dafür zu leihen, was sie braucht, und das auch erst genau in dem Moment, in dem sie es braucht.

Inzwischen finden sich zahlreiche Beispiele für den Trend zum Teilen: Wer eine Unterkunft für den Urlaub braucht, sucht bei Airbnb. Wer mal eben ein Loch in die Wand bohren muss, leiht sich eine Bohrmaschine bei Frents. Sogar Designer-Kleidung wird in der Sharing Economy geteilt: Schon für ein paar Euro kann man die passende Robe für einen Ball mieten.

Sparen und Umwelt schonen

Entscheidend für den Erfolg von Sharing-Anbietern ist vor allem das weltweit steigende Bewusstsein, dass überbordender Konsum entsprechende ökologische, gesellschaftliche und finanzielle Folgen hat. Die Sharing Economy versteht sich als die Antwort auf Ressourcenknappheit und vermeidet Abfall. Aber auch Sparen ist eine wichtige Motivation, Sharing-Services zu nutzen.

Im Bereich der Mobilität kann man diese Tendenzen klar erkennen – ein eigenes Auto zu besitzen, wird vielen Menschen zu teuer, gerade wenn es nicht täglich benötigt wird. Und im Privat-Pkw sehen inzwischen viele der Millennials einen Gegenstand mit immensem Ressourcenverbrauch und Hauptverursacher für Emissionen. Die Urbanisierung verstärkt diesen Trend: Der Besitz eines eigenen Autos wird in städtischen Ballungsgebieten aufgrund von Faktoren wie Parken, Nutzungsbeschränkungen und Versicherungskosten immer schwieriger. Infolgedessen wird die Nachfrage nach gemeinsam genutzten Fahrzeugen noch weiter steigen, während die Anzahl der Fahrzeuge in Privatbesitz zurückgehen wird.

Shared-Mobility wird zunehmend genutzt

Inzwischen nutzen immer mehr Menschen Sharing-Dienste, um von A nach B zu gelangen: Zu den klassischen Angeboten wie der Mitfahrzentrale oder dem Taxi sind in den vergangenen Jahren neue hinzugekommen. Dabei werden entweder Fahrzeuge von mehreren Personen gemeinsam genutzt, das sogenannte Carsharing, oder die Fahrtstrecke wird mit anderen Personen geteilt, die eine ähnliche Route fahren möchten. Dann spricht man von Ride-Sharing oder Ridepooling. Selbst in der „Autofahrer-Nation“ Deutschland sind laut dem Bundesverband Carsharing aktuell 3,4 Millionen Fahrberechtigte bei mindestens einem Carsharing-Anbieter angemeldet – 18 Prozent mehr als im Vorjahr. 30.200 Carsharing-Fahrzeuge stehen dazu deutschlandweit bereit.

Einen Grund für dieses Wachstum sieht Gunnar Nehrke, Geschäftsführer des Bundesverbands Carsharing e. V., in der aktuellen Diskussion rund um den Klimawandel:

„Bis zum Jahr 2045 müssen wir im Verkehrssektor „Nullemissionen“ erreichen. Dafür muss der heutige Pkw-Verkehr in hohem Ausmaß auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds verlagert werden. Für möglichst viele Haushalte muss Pkw-Mobilität von der regelmäßigen Gewohnheit zu einer gezielt eingesetzten Option im Mobilitätsmix werden. Carsharing schafft dafür das geeignete und unverzichtbare Angebot.“

Doch nicht nur Autos werden geteilt, vor allem E-Scooter und Fahrräder stehen heute schon in vielen Städten für die kurzfristige Mobilität zur Verfügung. Weltweit wird der Markt für Shared-Mobility laut einer Studie des Oliver Wyman Forum und des Institute of Transportation Studies der University of California in Berkeley bis 2030 um 40 Prozent wachsen. Mit Car-, Bike-,Scootersharing und anderen Diensten wie Charging-Services werden Unternehmen insgesamt rund 660 Milliarden Dollar Umsatz machen. 2020 lag das Marktvolumen noch bei 260 Milliarden US-Dollar.

Technik verändert Mobilität

Die Technologie spielt eine große Rolle bei der Entwicklung der Sharing-Wirtschaft, insbesondere „Peer-to-Peer“-Systeme – also digitale Plattformen, die Menschen miteinander vernetzen. Das nächste „Big Thing“ sind autonome Taxis (sogenannte Robo-Taxis) und luftgestützte Varianten, die in den letzten Monaten einen enormen Sprung zur Realisierung gemacht haben.

Robo-Taxis und Shuttles erfüllen dieselbe Funktion wie die heutigen E-Hailing- und Taxidienste, ersetzen aber den menschlichen Fahrer durch autonome Fahrtechnik. Viele Unternehmen, darunter auch Start-ups, investieren in die Forschung und Entwicklung dieser Technologie – nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in der Mobilitätsindustrie, der Hochtechnologiebranche, der Softwareindustrie und anderen Bereichen.

Über 70 Prozent der Befragten können sich vorstellen, zugunsten autonomer Mobilitätslösungen auf ihr Auto zu verzichten. So lautet eines der zentralen Ergebnisse der internationalen WeTalkData-Studie von MHP, Fraunhofer IAO und Motorpresse Stuttgart.

Dabei können die autonomen Mobilitätslösungen ganz unterschiedlich aussehen. Hierzu zählen VIP-Shuttles (insbesondere ausgelegt für Individualmobilität), Peoplemover (geteilte Kleinbusse mit Platz zwischen 10 und 15 Personen), Komfort-Shuttles und Kleinstfahrzeuge (Fokus auf geteilte Mobilität für zwei bis vier Personen). Da die Gehälter der Fahrer heute etwa 40 bis 50 Prozent des Fahrpreises ausmachen, wird erwartet, dass Robo-Taxidienste durchaus mit fahrerbasierten Diensten konkurrieren können – und vielleicht sogar weniger Kosten verursachen als der Besitz eines Autos.

Der Europäische Markt für Shared-Mobility vervielfältigt sich

 

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