Serviceroboter im Gesundheitswesen

Roboter in der Medizin und Pflege sollen das Personal entlasten. Ob in der Krankenhauslogistik, als Haushaltshilfe oder in der Rehabilitation – Service­roboter werden in immer mehr Bereichen erfolgreich eingesetzt.

Dank Bewegungserfassung, Navigation, Lernfähigkeit und künstlicher Intelligenz bilden Mensch und Maschine immer öfter ein perfektes Team. Ein Paradebeispiel dafür ist der Chirurgieroboter „da Vinci“ mit seinem Siegeszug rund um den Globus. Im Gegensatz zur herkömmlichen minimalinvasiven Chirurgie, die schon lange bei Gallenblasen- und Blinddarm-Operationen angewandt wird, können mit dem „da Vinci“-Roboter viel komplexere Eingriffe sicher durchgeführt werden. In der Chirurgie bleibt der Roboter stets unter Kontrolle des Arztes, bestätigt Prof. Gerd Hirzinger, ehemaliger Leiter des Instituts für Robotik und Mechatronik der DLR in Oberpfaffenhofen. „Aber eine Biopsie-Nadel zielsicher in einen bloß wenige Millimeter großen Gehirntumor zu stechen, erledigt ein kleiner Roboterarm zitterfrei und gegebenenfalls präziser als die Chirurgenhand.“

Servicerobotik in der Kliniklogistik

Wertvolle Dienste leisten Roboter auch in der Logistik moderner Krankenhäuser wie das Niguarda Ca’ Granda Hospital in Mailand. Auf rund 340.000 Quadratmetern zirkulieren 32 fahrerlose Transportfahrzeuge, bringen – völlig autonom – Essen zu den Stationen, entsorgen Wäsche und Abfall, holen Medikamente aus der Pharmalagerverwaltung, besorgen medizinisches Zubehör und nehmen Sterilisierungen vor. Die menschlichen Pflegekräfte können ihre Zeit damit für andere Aktivitäten nutzen und sich besser um die Patienten kümmern. „Wesentlich für diesen hohen Automatisierungsgrad ist flexible, konfigurierbare und autonome Servicerobotik“, erklärt Nicola Tomatis, CEO von BlueBotics und Erfinder der Autonomous Navigation Technology. „Das selbstständige Funktionieren in einem menschlichen Umfeld fordert intelligentes Navigieren, das ohne zusätzliche Infrastruktur auskommt und damit auf breiter Ebene wirtschaftlich einsetzbar ist.“

Mehr Effizienz im Hospital

Die meisten Aktivitäten im Bereich von Pflegerobotern sind in Japan zu beobachten – Japaner sind nicht nur besonders technikaffin, sondern keine andere Industrienation überaltert auch so schnell wie Japan. Panasonic zum Beispiel hat für Krankenhäuser den autonomen Lieferroboter Hospi entwickelt. Er soll Medikamente, medizinische Proben oder Patientenakten rund um die Uhr transportieren und so das Personal entlasten. Dazu ist er mit speziellen Sicherheits-Features ausgestattet, die eine Manipulation der Proben oder einen Diebstahl der Medikamente verhindern. Der Roboter kann selbstständig Fahrstühle nutzen und zwischen Gebäudetrakten hin und her wechseln. Er orientiert sich anhand einer einprogrammierten Karte des Krankenhauses und über Sensoren. Hindernissen weicht er selbstständig aus. Selina Seah, Assistant Chief Executive Officer im Changi General Hospital, Singapur: „Hospi kann uns auf einfache und praktische Art und Weise helfen, Arbeitskraft und -zeit zu sparen.“ Das Changi General Hospital implementiert zurzeit vier Hospi-Roboter. „Indem wir autonome Technologien wie Hospi nutzen, können wir unser Arbeitskräftepotenzial optimieren und die Produktivität steigern.“

Helfer für den Menschen

Auch die Toyota Motor Corporation treibt die Entwicklung eines Assistenzroboters für die Pflege weiter voran: Das japanische Unternehmen hat einen verbesserten Prototyp seines „Human Support Robot“ (HSR) vorgestellt. Der vielseitige Alltagshelfer unterstützt Menschen mit eingeschränkter Mobilität der Arme und Beine. Durch die Übernahme alltäglicher Aufgaben können pflegebedürftige oder auf Hilfe angewiesene Personen weiterhin allein zu Hause leben. Der leichte und rund ein Meter hohe Roboter kann beispielsweise mit seinem flexiblen Greifarm Gegenstände vom Boden aufheben oder aus dem Regal nehmen und wieder zurückstellen sowie Vorhänge auf- bzw. zuziehen. Die Steuerung des HSR ist auch aus der Ferne möglich: So können Familienmitglieder oder Freunde den Roboter lenken, wenn sie gar nicht vor Ort sind. Das Gesicht des Bedienenden wird dann im Display angezeigt, seine Stimme wird in Echtzeit wiedergegeben – so ist eine Interaktion mit Angehörigen und Freunden möglich.
Denn viele Menschen scheuen noch den Kontakt mit den mechanischen Helfern. So liegt denn auch die wesentliche zukünftige Herausforderung für Pflegeroboter in ihrer Kommunikationsfähigkeit und ihrer engen Interaktion mit dem Menschen. Experten gehen davon aus, dass bis 2050 empfindungsfähige Roboter in der Lage sein werden, „Gefühle“ zu äußern und auf natürliche Weise Beziehungen zu Menschen herzustellen.

(Bildnachweis: Panasonic Corporation)

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