Roboter sollen eine Antwort auf die alternde Gesellschaft sein. Sie sollen Pflegekräfte unterstützen und behinderten Menschen ein unabhängigeres Leben ermöglichen. US-Veteran Romy Carmago konnte Toyotas „Human Support Roboter“ (HSR) im Alltag testen. Doch noch ist viel Entwicklungsarbeit notwendig, bis die Technik fit für das reale Leben ist.
Seit seinem dritten Afghanistan-Einsatz ist Romy Carmago von den Schultern abwärts gelähmt. Doch der US-Veteran gab nicht auf: Obwohl die Ärzte ihm sagten, er würde nie wieder ohne Beatmungsgerät atmen können, benötigt er heute keines mehr. Die Ärzte sagten ihm auch, er würde nie wieder gehen oder seine Arme benutzen können, doch er ist sich sicher, dass er es irgendwann schafft.
Mit Technik wieder auf die Füße kommen
Wenn nötig, auch mit Technik: Carmago hat die „Stay in Step“-Rehaeinrichtung in der Nähe seiner Heimatstadt Tampa, Florida, ins Leben gerufen. Das Zentrum bietet Programme und technische Hilfsmittel, mit denen Querschnittsgelähmte wieder stehen und trainieren können. Die Einrichtung hilft Menschen im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Füße.
Ende 2016 konnte Carmago dazu ein ganz neues Hilfsmittel testen – den „Human Support Roboter“ (HSR) von Toyota. Das Forschungsinstitut des japanischen Konzerns unterstützte von Anbeginn das Rehazentrum des US-Veterans. Da lag es nahe, auch den im Jahr 2015 der Öffentlichkeit vorgestellten Pflegeroboter als Unterstützung für querschnittsgelähmte Menschen zu testen.
Hilfe für die alternde Gesellschaft
Ursprünglich wurde der HSR Roboter konzipiert, um Senioren zu pflegen. Ein lukrativer Markt, geht die Weltgesundheitsorganisation WHO doch davon aus, dass bis zum Jahr 2050 22 Prozent der Weltbevölkerung über 60 Jahre alt sein wird. Noch dramatischer ist die Entwicklung in Japan: Hier sollen bis zum Jahr 2060 fast 40 Prozent der Bevölkerung
65 oder älter sein. Entsprechend groß ist der Bedarf an Langzeit-Pflegekräften. Und das ist auch der Grund, warum in Japan so viele Pflegeroboter entwickelt werden.
Auch der vielseitig einsetzbare HSR setzt hier an: Durch die Übernahme alltäglicher Aufgaben können pflegebedürftige oder auf Hilfe angewiesene Personen weiterhin allein zu Hause leben. Der 37 Kilogramm leichte und rund ein Meter hohe Roboter kann beispielsweise mit seinem flexiblen Greifarm Gegenstände vom Boden aufheben oder aus dem Regal nehmen und wieder zurückstellen und Vorhänge vor- bzw. zurückziehen.
Die Steuerung des HSR Roboter ist aus der Ferne möglich: Familienmitglieder oder Freunde können den Roboter auch lenken, wenn sie gar nicht vor Ort sind. Das Gesicht des Bedienenden wird dann im Display angezeigt, seine Stimme wird in Echtzeit wiedergegeben – so ist eine Interaktion mit Angehörigen und Freunden möglich.
Um die weitere Entwicklung des Roboters voranzutreiben, gründete Toyota gemeinsam mit einer Reihe von Forschungseinrichtungen die HSR Developers‘ Community. Ihr Ziel ist die praktische Erprobung, kontinuierliche Verbesserung und schnellstmögliche Einführung des HSR. Außerdem wird der Roboter verschiedenen Partnerorganisationen wie Universitäten, aber auch Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt, um die Software weiter zu verfeinern.
Test im Alltag
So fand der HSR auch den Weg zu Romy Carmago, der den Roboter zuhause testete. Der Assistenzroboter sollte zwei recht einfache Aufgaben übernehmen, um Carmago in seinem Alltag zu helfen: Der Roboter sollte die Haustür öffnen, sobald Carmago sich ihr näherte. Und er sollte dem Veteran zu trinken geben, wenn er es wünschte. Zwei Aufgaben, die viel Training für den kleinen Roboter bedeuteten. Das Fazit der Toyota-Forscher ist auch wenig euphorisch: Sie schreiben, dass noch ein weiter Weg zu gehen sei, bevor die Technologie fit für die reale Welt ist. Doch die Entwicklung geht weiter. Die Forscher sind zuversichtlich, dass der HSR eines Tages über die nötigen Fähigkeiten verfügt, um Menschen wie Romy Camargo ein unabhängigeres Leben zu ermöglichen.