Mobilität für Millennials

Um Städte als Wohnort attraktiv zu machen, werden Fahrrad, Bus und Bahn gegenüber dem Auto immer wichtiger. Gleichzeitig sorgen intelligente Systeme dafür, dass der Straßenverkehr besser fließt.

Die US-amerikanische Stadt Phoenix hat in 2015 einen groß angelegten Plan gestartet, mit dem das Verkehrsnetz völlig umgestaltet wird. Rund 30 Milliarden Dollar will die Stadt in Arizona in den nächsten 35 Jahren dazu aufbringen. Die Investition soll nicht nur die Lebensqualität in der Stadt verbessern, sondern auch gut ausgebildete, sozialbewusste junge Menschen in das Stadtzentrum locken – und damit auch neue Geschäfte und Firmen, die wiederum mehr Geld in die Steuerkassen der Stadt spülen. „Wir sind eine Stadt des 20. Jahrhunderts, die die ökonomischen Entwicklungen des 21. Jahrhunderts anziehen muss“, bringt es Alan Stephenson, Leiter der Stadtentwicklung in Phoenix, auf den Punkt. „Um wettbewerbsfähig zu sein, mussten wir Orte schaffen, an denen sich Arbeitnehmer niederlassen möchten.“

Das Auto verliert an Bedeutung

Kern der neuen Verkehrsphilosophie ist die Tatsache, dass die Mehrheit der sogenannten Millennials – der zwischen 1980 bis 1999 Geborenen – an einem Ort leben will, an dem nicht allzu häufig ein Auto benutzt werden muss. Sie wollen in dicht besiedelten, städtischen Nachbarschaften leben, in denen sie zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr den Großteil ihrer täglichen Ziele erreichen können. Daher besteht für Phoenix der erste Schritt darin, an den existierenden Stadtbahn-Stationen kompakte Viertel mit gemischter Nutzung zu entwickeln. Zudem soll das vorhandene, für Autos ausgelegte Verkehrsnetz umgebaut werden, sodass auch andere Verkehrsmittel wie der öffentliche Nahverkehr, Fahrräder oder Fußgänger unterstützt werden.

Züge und Busse liefern Echtzeitdaten

Der öffentliche Nahverkehr wird von Grund auf modernisiert, um effizienter, zuverlässiger und besser erreichbar zu sein. Dazu werden die Stadtbusse und -bahnen mit einem neuen rechnergestützten Betriebsleitsystem ausgerüstet. Dieses System bietet nicht nur freies WLAN für alle Fahrgäste, sondern sammelt vor allem auch Daten für das zentrale Verkehrsmanagement-Zentrum. Neben dem Standort des Fahrzeugs werden auch sicherheitsrelevante Daten, Informationen zu der Zahl der Passagiere, Verkehrsdaten und Betriebsdaten des Zuges oder Busses gestreamt. In Zukunft sollen darüber hinaus auch dynamische Fahrgastinformationen in Echtzeit zur Verfügung gestellt werden.

Ein großer Daten-Pool

Um die verschiedenen Verkehrsprojekte zusammenzuführen, startete die Stadt Phoenix ein Big-Data-Projekt, in das die Daten der einzelnen Bereiche integriert werden. Die Analyse dieser Vielzahl an Daten soll eine Optimierung des Kundenservices ermöglichen und die Effizienz der Stadtverwaltung verbessern. So können zum Beispiel Feuerwehr und Ambulanz Echtzeit-Verkehrsinformationen des Verkehrsamtes nutzen, um den schnellsten Weg zu einem Notfall zu finden.

Grüne Welle mit Intelligenz

Zumindest auf absehbare Zeit wird das Auto immer noch die Mobilität in den Städten bestimmen. Den Kraftfahrzeug-Verkehr effizienter zu gestalten, ist daher eine Kernfunktion einer smarten Stadt. Allgemein zugängliche Verkehrsdaten sind dabei ein Schlüssel. Das hat auch Darmstadt erkannt und eine erste Open-Data-Plattform für Verkehrsdaten in Betrieb genommen. Sie dient als Datengrundlage für eine vom Urban Software Institute entwickelte App, die diese Informationen als Basis für Bürgerdienste, innovative Verkehrsanwendungen für die Privatwirtschaft und weitergehende Forschungsprojekte zur Verfügung stellt. Die bereitgestellten Informationen zeigen die aktuelle Verkehrslage in Darmstadt. Die Daten werden über Sensoren an den Ampeln der Stadt in Echtzeit erfasst. Dies ist die Voraussetzung, um den Verkehr treibstoffsparend und damit umweltschonend durch den Rhythmus städtischer Ampelschaltungen zu führen. Weitere Informationen über aktuelle Umweltdaten, wie CO2-Werte, Temperatur oder Lautstärke, könnten über Messstationen wie intelligente Straßenlaternen erfasst und Bürgern und Unternehmen ebenfalls zur Verfügung gestellt werden. „Aus der Idee, bisher ungenutzte Ampeldaten zu öffnen, können sich als Dominoeffekt immer weitere Nutzungen entwickeln, die Beiträge bis hin zur verbesserten Luftreinhaltung und zum Klimaschutz liefern“, so Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent Jochen Partsch. „Der Aspekt der Verkehrsverflüssigung, das heißt der besseren Organisation von Verkehrsströmen, wird in seinen Möglichkeiten immer noch häufig gegenüber Straßenneubauten unterschätzt. Wo die Flächen knapp werden, ist er aber meist der einzige handhabbare Weg.“

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