Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Internets der Dinge ist die richtige Nutzung der Vielzahl an Daten, die von den vernetzten Objekten produziert werden. Mit speziellen Big-Data-Technologien werden die gewaltigen Datenströme der vernetzten Welt nicht nur gespeichert, sondern vor allem auch analysiert und für die verschiedensten Zwecke verfügbar gemacht.
Alle zwei Jahre verdoppelt sich laut aktueller Schätzungen die weltweit produzierte Datenmenge. Im letzten Jahr wurden bereits 1,8 Zettabyte oder 1,8 Trilliarden Byte an Daten erzeugt. Mit der zunehmenden Vernetzung von Alltagsobjekten wird das Internet der Dinge diesen Trend noch einmal beschleunigen. Damit wird die Frage, wie man mit diesen gigantischen Datenströmen umgeht und sie besser nutzt, immer wichtiger. Denn konventionelle Ansätze der Informationsverarbeitung stoßen an ihre Grenzen: Die Datenmenge überfordert herkömmliche Datenbanksysteme, zudem müssen die unterschiedlichsten Datenformate – Videos, Text, Sensordaten usw. – verarbeitet und analysiert werden, und das teilweise in Echtzeit. Hier helfen sogenannte Big-Data-Lösungen: Sie ermöglichen die Analyse großer, unterschiedlich strukturierter Datenmengen in hoher Geschwindigkeit. „Big Data meint mehr als nur ‚große Datenmengen‘ – Big Data stellt vor allem die Herausforderung an Wissenschaft und Wirtschaft, die richtigen Daten zur richtigen Zeit im richtigen Kontext zu interpretieren und die richtigen Aktionen hieraus abzuleiten“, betont Peter Liggesmeyer, Vize-präsident der Gesellschaft für Informatik.
Bereits unterschiedlichste Anwendungen realisiert
Dabei ist Big Data keine Zukunftsvision mehr, sondern wird schon in der Praxis angewendet: Das zeigt die aktuelle IBM-Studie „Analytics: The real-world use of big data”: Hiernach haben bereits etwa drei Viertel der befragten Unternehmen mit Big-Data-Projekten begonnen oder planen solche. „Jedes vierte Unternehmen hat sogar bereits konkrete Projekte in Angriff genommen“, sagt Martina Fiddrich, Leiterin des Geschäftsbereichs Mittelstand und Partnership Solution Center, DACH bei IBM. „Auch was sich der Mittelstand konkret von Big Data erhofft, zeigt unsere Studienauswertung – er will seine Kunden, deren Bedürfnisse und Verhalten besser verstehen und schneller auf deren Wünsche eingehen.“ Doch nicht nur Unternehmen können von Big Data profitieren: In Stockholm etwa werden Big-Data-Technologien eingesetzt, um den Straßenverkehr zu steuern. Durch die Echtzeit-Analyse von rund 250.000 anonymisierten Standortdaten von Verkehrsteilnehmern sowie Daten von unterschiedlichen Video- und Sensorsystemen konnten die individuelle Fahrzeit um bis zu 50 Prozent und die Schadstoff-Emissionen um 20 Prozent reduziert werden. Auch in der Medizin bietet Big Data große Chancen: So können durch neue Analyseverfahren Informationen aus Tausenden von Studien und anonymisierten Patientenakten genutzt werden, um personalisierte Therapien mit deutlich besseren Heilungschancen zu ermöglichen, etwa bei Krebspatienten.
Ohne Datenschutz kein Erfolg
Big Data ist zwar noch ein junger Markt, doch nach einer Studie der Experton Group lagen die globalen Umsätze bereits 2011 bei rund 3,3 Milliarden Euro. 2012 werden es voraussichtlich 4,5 Milliarden Euro sein, ein Plus um rund ein Drittel. 2016 soll der globale Big-Data-Markt knapp 16 Milliarden Euro umfassen. „Big Data wird eine der Schlüsseltechnologien für die Bewältigung der großen Zukunftsherausforderungen wie die Aufrechterhaltung eines exzellenten Gesundheitswesens oder die Umsetzung der Energiewende sein“, sagt Michael Kleinemeier vom deutschen Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM). Allerdings gelingt dies nur unter einer Voraussetzung: „Um die Chancen von Big Data nutzen zu können und den Missbrauch zuverlässig zu verhindern, muss eine neue Balance beim Datenschutz gefunden werden.“ Denn je mehr Daten für eine Auswertung vorliegen, desto größer ist auch die Gefahr des Missbrauchs und des Kontrollverlustes. Die deutsche Verbraucherministerin Ilse Aigner fordert daher, dass der Datenschutz schon im Design von Big-Data-Anwendungen berücksichtigt wird. Zudem müsse „die Selbstbestimmung der Betroffenen gewahrt werden, indem sie aktiv einwilligen müssen. Dies gilt besonders, wenn Nutzerprofile gebildet werden.“ Eine massenhafte Auswertung dürfe es nur bei effektiv anonymisierten Daten geben. Zum Schutz der Verbraucher und Internetnutzer forderte Aigner, die EU-Datenschutz-Grundverordnung zügig voranzubringen und den Datenschutz europaweit auf hohem Niveau festzuschreiben: „Das Datenschutzrecht muss endlich auch im Informationszeitalter verankert werden – und zwar auf europäischer Ebene.“ Dabei müsse das europäische Datenschutzrecht die Balance zwischen Innovation und Privatsphäre wahren: „Wir brauchen eine breite gesellschaftliche Debatte über den Datenschutz angesichts immer perfekterer Aufzeichnungs- und Analysetechniken. Daher ist es wichtig, dass wir jetzt die Eckpfeiler für den Datenschutz und für Big Data setzen, bevor es zu spät ist.“