Hedy Lamarr – Erfinderin und Hollywood-Star

Hollywood-Star Hedy Lamarr galt in den 1940er Jahren als die schönste Frau der Welt. Sie war aber auch geniale Erfinderin, deren Pionierarbeit dazu beitrug, die moderne Kommunikation zu revolutionieren.

Sie galt als eine der schönsten Frauen ihrer Zeit, ihr Gesicht war Vorlage für Walt Disneys Schneewittchen, sie war einer der glamourösesten Hollywood-Stars in den 1940er Jahren – und sie war eine leidenschaftliche Erfinderin: Hedy Lamarr.

„Alle kreativen Menschen wollen das Unerwartete tun“, sagte sie einmal. Hinter dem faszinierenden Äußeren verbarg sich eine große naturwissenschaftliche Begabung; selbst am Filmset soll Lamarr einen eigenen Wagen für ihre Erfindungen gehabt haben.

Eine ihrer frühen Schöpfungen war ein komprimierter Würfel mit Aromen, der dem Wasser als eine Art Brausetablette hinzugefügt wurde. Hedy selbst gab allerdings zu, dass es „schmeckte wie Alka-Seltzer“.

Für Howard Hughes, den legendären Erfinder und Geschäftsmogul, beschäftigte sie sich mit Flugzeugflügeln, die einen geringeren Luftwiderstand aufweisen sollten.

Ihre größte Erfindung war aber sicherlich ein System, das dem US-Militär beim Kampf gegen die deutschen U-Boote im Zweiten Weltkrieg helfen sollte. Ihr US-Patent mit der Nummer 2.292.387 beschreibt eine Funkfernsteuerung für Torpedos, die durch automatisch wechselnde Frequenzen absolut störungssicher war.

Heute ist genau dies als „Spread Spectrum“ eine Kerntechnologie moderner Wireless-Systeme wie GPS, WiFi oder Bluetooth.

„Filme haben einen bestimmten Platz in einem bestimmten Zeitraum. Technologie ist für immer.“ Hedy Lamarr

Von der Ehefrau zur Waffentechnikerin

Hedy Lamarr wurde 1914 in Wien, Österreich, als Hedwig Eva Maria Kiesler geboren. Mit 17 Jahren spielte sie in ihrem ersten Film, mit „Exstase“ von 1933 weckte sie die Aufmerksamkeit der Filmbranche vollends – nicht nur wegen der gewagten Nacktszenen.

Ihr erster Ehemann, der österreichische Waffenfabrikant Fritz Mandl, versuchte erfolglos, ihre Schauspielkarriere zu beenden. Das Leben als „Vorzeige-Frau“ war nichts für die junge Schauspielerin, sie floh 1937 vor ihrem herrschsüchtigen Ehemann und, als Jüdin, auch vor den Nationalsozialisten nach London und emigrierte schließlich in die USA.

Sie wurde von Metro-Goldwyn-Mayer entdeckt und unter Vertrag genommen und debütiert 1939 mit ihrem Künstlernamen Hedy Lamarr im Film „Algiers“.

Die PR-Maschine des Studios vermarktete sie als „Die schönste Frau der Welt“, eine Bezeichnung, die sie verachtete:

Jedes Mädchen kann glamourös sein. Alles, was du tun musst, ist stillzustehen und dumm gucken.

Eine herausfordernde Aufgabe für ihren kreativen Geist fand sie schließlich in der Militär-Technologie: Anstoß dazu gab wohl die Versenkung eines Schiffes im Jahr 1940, das 90 Kinder vor dem Krieg nach Kanada in Sicherheit bringen wollte, durch deutsche U-Boote. Lamarr beschloss einen Weg zu finden, der U-Boot-Bedrohung Herr zu werden.

Während ihrer Jahre in Österreich begleitete Lamarr ihren ersten Ehemann in seine Labors und lauschte aufmerksam seinen Gesprächen mit Waffen-Entwicklern – so lernte sie viel über Antischiffswaffen und Steuerungssysteme.

Sie nutzte dieses Wissen, um einen funkferngesteuerten und damit treffsicheren Torpedo zu entwickeln. Sie wusste aber auch, dass Funksignale gestört werden konnten, so dass Gegenmaßnahmen gegen so einen Torpedo leicht zu realisieren wären.

Die Lösung fand sie schließlich zusammen mit dem amerikanischen Avantgarde-Komponisten George Antheil. Er hatte für den Film „Le Ballet Mécanique“ 16 automatische Klaviere zusammengeschaltet und über gestanzte Papierrollen synchronisiert.

Frequenzwechsel per Papierrolle

Lamarr kam nun auf die Idee, mit Hilfe derartiger perforierter Papierbänder die Funkfrequenz der Torpedosteuerung automatisch zu wechseln.

Gemeinsam mit Antheil entwickelte sie ein technisches Konzept, bei dem Sender und Empfänger identische Piano-Notenrollen, im Prinzip Lochkarten, nutzten, um das Signal auf unvorhersehbare Weise in einem Bereich von 88 Frequenzen zu ändern (hier wird die Inspiration durch die automatischen Klaviere deutlich – ein Klavier hat 88 schwarze und weiße Tasten).

Lamarr und Antheil erhielten 1942 gemeinsam das Patent auf ihre Erfindung eines „geheimen Kommunikationssystems“. Doch die Technologie fand während des Zweiten Weltkriegs keinen Einsatz mehr – zu komplex erschien den Militärs die Technik, vielleicht spielten auch Vorurteile gegen eine Schauspielerin und einen Komponisten als Erfinder eine Rolle.

Jedenfalls lag das Frequenzsprungverfahren lange Jahre im Regal. Bis zu den 1950er Jahren, als die Technologie in einer neuen Sonar-Boje verwendet wurde, komplett mit rotierenden Zylindern für die Steuerung des Frequenzwechsels.

Den wirklichen Durchbruch schaffte die Technologie aber erst, nachdem sie vom Militär frei gegeben wurde. Heute sind die Papierbänder durch digitale Schaltungen ersetzt, die Sequenzen werden von Pseudo-Zufallszahlen (PSN) erzeugt – doch die grundlegende Idee ist noch immer dieselbe, die Hedy Lamarr und George Antheil sich patentieren ließen.

Man muss nur auf sein Smartphone schauen, um das Vermächtnis von Hedy Lamarr zu sehen – Bluetooth, GPS und Mobilfunknetze hängen alle von Variationen des Spread-Spectrum-Systems ab.

Der Wert der Erfindungen, die auf Lamarrs Idee aufbauen, ist nur schwer zu quantifizieren. Doch Lamarr und Antheil profitierten nicht im Geringsten von ihrer Entwicklung. Erst 1996 wurde beiden der Pioneer Award der Electronic Frontier Foundation verliehen und damit ihre Leistung anerkannt.

Hedy Lamarr starb im Jahr 2000. Auch wenn es sicherlich viele andere Erfinder und Wissenschaftler gab, die größere Fortschritte in den Funktechnologien erzielten, so ist Hedy Lamarr doch ein Vorbild und ein Pionier für das Wesentliche des Erfindergeistes: der Fähigkeit, ungewöhnlich zu denken.

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