Smartwatches gehören zu den erfolgreichsten Wearables. Während die erste Generation der intelligenten Uhren noch an Kinderkrankheiten wie schwachen Batterien litt und wenig Zusatznutzen zum Smartphone bot, bieten die Uhren der zweiten Generation eine Vielzahl von Funktionen.
Etwas über 21 Millionen Smartwatches wurden laut den Marktanalysten von IDC in 2015 weltweit verkauft, in 2016 soll die Zahl auf über 34 Millionen steigen. Damit ist die intelligente Armbanduhr eines der derzeit populärsten Wearables. Doch trotz der bereits beachtlichen Absatzzahlen – laut der Stiftung Warentest stecken die Mini-Computer fürs Handgelenk noch in den Kinderschuhen und taugen bisher nicht für die breite Masse. Sie testete im September 2015 zwölf Smartwatches zu Preisen von 140 bis 700 Euro. Es zeigen zwar alle Kurznachrichten, Mails oder Fitnessdaten, doch selbst bessere Uhren hatten laut der deutschen Prüforganisation ihre Macken. Ohne ein Smartphone konnten die meisten nicht viel und boten deshalb wenig Mehrwert. Zudem zeigten sich bei der Akkulaufzeit große Schwächen: Acht der zwölf getesteten Uhren hielten keine 24 Stunden durch.
Die Attraktivität wird wachsen
Doch mittlerweile kommen Uhren der nächsten Generation auf den Markt. Ramon Lamas, Research Manager bei IDC, ist sich daher sicher: „In kurzer Zeit haben sich Smartwatches von bloßen Erweiterungen des Smartphones zu tragbaren Computern entwickelt, die Kommunikation, Benachrichtigungen, Anwendungen und zahlreiche andere Funktionalitäten beherrschen. Die Smartwatch von heute sieht völlig anders aus als die Smartwatch der Zukunft. Mobilfunkanbindung, Gesundheitssensoren und nicht zu vergessen der explodierende Third-Party-Anwendungsmarkt werden das Spiel verändern und sowohl die Attraktivität als auch den Marktwert vorantreiben.“
Mit GPS über den Golfplatz
Ein Beispiel für eine derartige Multifunktionsuhr ist die Vivoactive von Garmin. Die GPS-Uhr kann zum Beispiel beim Laufen und Radfahren die Geschwindigkeit, die zurückgelegte Distanz und die Zeit messen sowie in Kombination mit einem Brustgurt die Herzfrequenz. Schwimmer können sich neben der Distanz auch die Armzüge anzeigen lassen, die sie für eine bestimmte Strecke benötigt haben. Beim Golfen liefert die Uhr Entfernungsdaten zu Anfang, Mitte und Ende des Grüns sowie zu markanten Punkten des Platzes von weltweit mehr als 38.000 Plätzen. Zudem punktet die Vivoactive im Alltag als Activity Tracker, der seinen Träger mit individuellen Tageszielen zu einem aktiveren Lebensstil motiviert. Via Bluetooth lässt sich die Uhr mit anderen Geräten wie dem Smartphone verbinden und weist auf eingehende Anrufe, E-Mails oder andere Benachrichtigungen hin. Der Funktionsumfang soll sich zukünftig durch kostenlose Apps und Widgets nach eigenen Vorstellungen erweitern lassen. Ach ja, die Uhrzeit kann sie natürlich auch noch anzeigen.
30 Tage Energie
Auch bei den Batterielaufzeiten tut sich etwas: Der Vivoactive-Akku soll drei Wochen halten, die Smartwatch von Vector soll sogar 30 Tage Energie liefern. Das britische Unternehmen konnte den Energieverbrauch seiner Uhren senken, indem ein energieeffizienter Mikroprozessor mit einem intelligenten Power-Management und einem E-Ink-Display kombiniert wurde. Auch für diese Uhren gibt es einen eigenen App-Store, ab 2016 wird Vector sich auch für App-Entwicklungen von Drittanbietern öffnen. Darüber hinaus bindet sich der britische Wearable-Hersteller an kein Betriebssystem, sondern die derzeitigen zwölf Uhrenmodelle sind kompatibel mit iOS, Android und Windows-Smartphones. „Smartwatch-Plattformen werden die Evolution anführen“, so Llamas von IDC. „Als Gehirn der Smartwatch verwalten sie alle Aufgaben und Prozesse, von denen viele mit dem Nutzer interagieren. Auf ihnen laufen alle Applikationen und sie stellen die Verbindung zum Smartphone her.“ Zurzeit ist hierbei das Betriebssystem watchOS von Apple laut dem Analysten marktführend, gefolgt von Android bzw. Android Wear – auch wenn die Liste der Firmen, die auf das letztere System setzen, kontinuierlich wächst. Besonders traditionelle Uhrenhersteller wie Fossil oder Tag Heuer, die jetzt auch auf den Smartwatch-Markt drängen, nutzen das Betriebssystem von Google.
Vorstoß ins LuxusSegment
Die Tag Heuer Connected zum Beispiel ist eine echte Verbindung von traditioneller Uhrmacherkunst und moderner Wearable-Technologie. Die Luxusuhr fällt alleine schon durch ihr edles Design auf. Über den Hersteller-App-Store können verschiedene Watchfaces, digitale Ziffernblätter, heruntergeladen werden, die täuschend echt das Aussehen und die Funktionen eines echten Ziffernblatts nachempfinden. Mit Android Wear steht für die Nutzer der Tag Heuer Connected Uhr darüber hinaus eine Vielzahl von Android-Apps zum Download bereit. Die wichtigsten Anwendungen, darunter Google Fit, Google Translate, Google Maps und Google Search mit Spracherkennung sind bereits auf der Uhr vorinstalliert. Allerdings scheint die Schweizer Uhrenmanufaktur noch nicht so ganz von ihrer Smartwatch überzeugt zu sein – denn jeder Käufer einer Tag Heuer Connected Uhr hat die Möglichkeit, sie am Ende des zweijährigen Garantiezeitraums gegen eine mechanische Uhr mit einem echten Schweizer Uhrwerk einzutauschen.
(Bildnachweis: Vector Watch)