Mobility as a Service ist ein verbraucherzentriertes Modell für die Bereitstellung von Verkehrsmitteln. Dabei werden verschiedene Transportmittel über digitale Kanäle so integriert, dass der Nutzer sie über nur eine App planen, buchen und bezahlen kann.
Das private Auto wird heute noch oftmals als die All-in-One-Lösung für alle Mobilitätsfragen angesehen: Man kann zum Bäcker um die Ecke fahren genauso wie mit der gesamten Familie 1.000 Kilometer in den Urlaub am Meer. Doch zunehmend erkennen die Menschen, dass das eigene Auto weder ökologisch noch wirtschaftlich nachhaltig ist – denn meistens (ca. 96 Prozent der Zeit) steht es doch ungenutzt vor dem Haus oder in der Garage. Doch was ist die Alternative? Mobility as a Service, abgekürzt MaaS, könnte die Antwort sein.
Mobilitätslösung per Knopfdruck
MaaS integriert verschiedene Formen von Verkehrsmitteln und verkehrsbezogenen Dienstleistungen in einen einzigen, umfassenden und bedarfsgerechten Mobilitätsdienst. Die Nutzer können über eine einzige Anwendung und einen einzigen Bezahlkanal (anstelle mehrerer Ticketing- und Bezahlvorgänge) Zugang zur Mobilität erhalten.
„Das Hauptkonzept von MaaS besteht darin, den Nutzer in den Mittelpunkt der Verkehrsdienste zu stellen und ihm maßgeschneiderte Mobilitätslösungen auf der Grundlage seiner individuellen Bedürfnisse anzubieten.“
So definiert die europäische Mobility as a Service Alliance den Ansatz MaaS. Grundlage ist hierbei die Kombination aller verfügbaren Verkehrsmittel – vom Gehen und Radfahren über Mitfahrgelegenheiten, dem öffentlichen Nahverkehr bis hin zu zukünftigen Flugtaxis. So wird Fahrgästen ein flexibles, nahtloses und unkompliziertes Reiseerlebnis ermöglicht – auf Knopfdruck und unabhängig von einem eigenen Fahrzeug. Nutzer erhalten die Real Time-Informationen auf einer App und können darüber hinaus die für sie passende Option auch gleich buchen und zahlen.
Dabei werden heute vorhandene Verkehrsmittel wie das eigene Auto oder die Bahn nicht ausgeschlossen, sondern integriert. So meint Maria Kamargianni, Professorin für Transport Systems Innovation and Sustainability und Leiterin des MaaSLab am University College London (UCL), zum Beispiel:
„Der öffentliche Verkehr ist das Rückgrat von MaaS, und es gibt Städte, die mit diesem Angebot bereits einen Großteil der Nutzerbedürfnisse erfüllen. Wenn eine gute Grundlage vorhanden ist und neue Dinge darauf aufgesetzt werden, werden die Menschen folgen. Aber man braucht das Fundament.“
Technologiebasis Software
Die Digitalisierung ist Voraussetzung für die Schaffung eines MaaS-Angebots, wie Paul Rogers erklärt, Sales and Marketing Director bei Flowbird, einem weltweiten Anbieter von Fahrpreis- und Zahlungssystemen für Verkehrsbetriebe und Behörden:
„Technologieunternehmen wie Flowbird spielen eine Schlüsselrolle bei der Integration von Verkehrsnetzsystemen, die zu einem nahtloseren Reiseerlebnis der Menschen beitragen. Indem wir es einfacher machen, Fahrten zu planen, zu bezahlen und zu erfüllen, können wir Fahrgäste und Behörden unterstützen und dazu beitragen, Reiseentscheidungen zu fördern, die nationale und regionale Ziele wie die Verringerung von Staus oder die Senkung von Kohlenstoffemissionen unterstützen.“
Dabei können drei wesentliche Technologielösungen als Kern eines MaaS-Systems genannt werden:
Zunächst einmal ist eine App erforderlich. Über die mobile Anwendung planen, buchen und bezahlen die Nutzer die Mobilitätsdienstleistungen. Idealerweise sind dabei verschiedene Verkehrsmittel(-Anbieter) integriert, also zum Beispiel Bike-Sharing, öffentlicher Nahverkehr oder Mietwagen.
Über eine Cloud-Lösung werden die Netzwerk-Assets und -Systeme verwaltet und kontrolliert – einschließlich Ticketing und Zahlungsinfrastruktur. Betreiber erhalten darüber hinaus zudem einen Überblick über die Leistung in Echtzeit und können das Verbraucherverhalten und den Einsatz der verschiedenen Verkehrsmittel entsprechend analysieren.
Drittes Element ist die Bezahlfunktion. Nutzer können die Mobilitätsdienste verschiedener Anbieter (Bike-Sharing, Carsharing, öffentlicher Nahverkehr usw.) zum Beispiel mit cEMV-Bankkarten, per Smartphone oder Smartwatches oder mittels intelligente Fahrkarten zahlen.
Basis dafür sind sogenannte „Open Payments“: Sie sind Teil einer Revolution im Bereich der Finanzdienstleistungen, die unter den allgemeinen Begriff „Open Banking“ fällt und Dritten den Zugang zu Bankdaten ermöglicht, um innovative Dienstleistungen anzubieten. Dank des offenen Zahlungsverkehrs können Unternehmen wie Verkehrsbetriebe Zahlungen verwalten und überwachen, ohne dass sie eigene Zahlungs- und Ticketingsysteme von Grund auf neu aufbauen müssen. So können verschiedene Verkehrsdienstleister nahtlos miteinander verbunden werden – für den Endnutzer erscheinen sie wie ein einziger Dienst.
Offene Zusammenarbeit aller Akteure
Damit MaaS wirklich funktioniert und ein optimales Nutzererlebnis bieten kann, müssen die verschiedenen Anbieter von Verkehrssystemen miteinander kooperieren. „Ein gut funktionierendes MaaS-Ökosystem erfordert ein hohes Maß an Offenheit. Betreiber haben vielleicht Angst, ihre Identität und Marke zu verlieren, und ziehen es daher vor, ihre eigenen MaaS-Plattformen oder -Dienste zu haben, die nur für ihre eigenen Kunden zugänglich sind.
Aber eine Monopolisierung ist dem Kunden gegenüber nicht fair“, betont UCL-Professorin Maria Kamargianni. Verstehen das die verschiedenen Akteure im Mobilitätsbereich, hat MaaS das Potenzial, insbesondere den städtischen Verkehr zu revolutionieren. Es kann Staus und Umweltverschmutzung reduzieren, weil es den öffentlichen Nahverkehr bequemer macht und die Menschen dazu bringt, ihr Auto stehen zu lassen und eine gemeinsame Verkehrsinfrastruktur zu nutzen.