Im Schuhlager des Logistikdienstleisters Fiege kommissionieren autonome Roboter online bestellte Schuhe.
Seit September 2016 setzt der Logistikdienstleister Fiege Kommissionierroboter in seinem Schuhlager in Ibbenbüren ein. Drei mobile Roboter vom Typ Toru Cube kommissionieren dort online bestellte Schuhe. Der wahrnehmungsgesteuerte und vernetzte Roboter des Münchener Start-ups Magazino kann mit seinem Laser- und Kamerasystem autonom einzelne Objekte in Regalen lokalisieren, identifizieren und anschließend stückgenau greifen sowie zum Bestimmungsort transportieren.
Flexibles Arbeiten ohne starres Programm
Jens Fiege, Vorstand des Familienunternehmens: „Wir verfolgen mit dem Einsatz neuer Technologien immer das Ziel, unsere logistischen Abläufe schneller und effizienter zu machen.“ Dazu verfügt der Roboter über ein hohes Maß an Autonomie: Wenn er für einen Auftrag losfährt, weiß er noch nicht genau bis ins letzte Detail, was er tun wird, sondern trifft die Entscheidung auf dem Weg zum Ziel. Erst wenn er so nah am Lagerort ist, dass er die angeforderten Schuhe sehen kann, trifft er die letzten Anpassungen: Er bestimmt die Position des Kartons und leitet daraus die folgenden Aktionen ab. Letztendlich hat der Roboter kein starres Programm, sondern er greift auf eine Sammlung von Verhaltensregeln zurück, die unter bestimmten Bedingungen sagen, welche Aktionen erforderlich sind.
Roboter erkennt einzelne Objekte
Eine Besonderheit des Kommissionierroboters ist es, dass er sowohl ganze Ladungsträger, zum Beispiel Paletten, aus dem Regal entnehmen kann, als auch einzelne Produkte. Er erkennt über seine Lasersensoren und 3D-Kameratechnik selbstständig einzelne Objekte im Fachbodenregal. Magazino hat dazu ein eigenes Objekterkennungs-Verfahren entwickelt: Bei dem Sheet-of-Light genannten System projiziert ein Kreuzlaser zwei zueinander senkrecht stehende Laserlinien auf das zu vermessende Objekt. Eine 2D-Kamera nimmt die reflektierten Laserstrahlen auf und vermisst das Objekt anhand der Position der Linien im Kamerabild. Das Verfahren ist für quaderförmige Objekte entwickelt. Gekrümmte Oberflächen wie zum Beispiel Buchrücken lassen sich ebenfalls detektieren. Im Vergleich zur 3D-Kamera werden weniger 3D-Punkte erzeugt und damit eine deutlich geringere Rechenleistung benötigt, sodass der Algorithmus zum Beispiel auf einem Mini-Computer ausgeführt werden kann.
„Wir verfolgen mit dem Einsatz neuer Technologien immer das Ziel, unsere logistischen Abläufe schneller und effizienter zu machen.“
Jens Fliege, Vorstand, Fliege Logistik
Mensch und Roboter arbeiten parallel
Frederik Brantner, Mitgründer und kaufmännischer Geschäftsführer bei Magazino, betont: „Wichtig war von Anfang an, dass die Roboter parallel zum Menschen arbeiten können. Dadurch kann ein Teil des Kommissioniervorgangs flexibel und schrittweise automatisiert werden.“ Dank Sicherheitslaser nimmt der Roboter nicht nur Hindernisse im Weg wahr, sondern auch Mitarbeiter in seiner Umgebung – gleichzeitig kann sich der Roboter damit im Lager orientieren. Reflektoren oder Markierungslinien am Hallenboden sind überflüssig. Einmal angelernt, kann der vernetzte Roboter über seine WLAN-Verbindung außerdem selbst erstellte Karten seiner Umgebung sowie Erfahrungen mit bestimmten Objekten oder Herausforderungen mit neuen Roboterkollegen teilen. Der intelligente Roboter ist zudem in der Lage, nicht nur mit bestehenden Regalen umzugehen, sondern er kann sich auch an neue Situationen und Veränderungen im Lager anpassen.
(Bildnachweis: Istockphoto: Martinina)