Mikroelektronik für Industrie 4.0

Die Mikroelektronik bietet bereits heute die benötigten Komponenten für Industrie 4.0. Dennoch gibt es durchaus weiteren Entwicklungsbedarf, wie Antonio Fernandez, Director Technical Marketing bei EBV Elektronik, meint. Er sieht in Industrie 4.0 eine fantastische Chance für die gesamte Halbleiterbranche. Doch um eine erfolgreiche Anwendung zu realisieren, ist einiges mehr als elek­tronische Bausteine nötig. Fernandez erklärt, wie EBV Entwickler beim Design neuer Industrie 4.0-Produkte unterstützt.

Was bedeutet Industrie 4.0 für EBV als Distributor von Halbleitern und elektronischen Bauelementen?
Antonio Fernandez: Industrie 4.0 ist ohne Mikroelektronik nicht denkbar. Für die gesamte Halbleiterbranche eröffnen sich damit spannende Möglichkeiten, mit neuen und auch schon vorhandenen Lösungen in einen neuen Markt vorzudringen. Wir bieten Geräte- und Systemherstellern einen umfangreichen Baukasten an mikroelektronischen Komponenten, mit denen sie Anwendungen für die smarte Fabrik realisieren können. Für EBV ist das eine fantastische Gelegenheit, unsere Kunden dabei mit Anwendungs-Know-how und unseren diversen Services zu unterstützen.

Ist Industrie 4.0 zurzeit nur ein Thema für die Forschung? Oder gibt es bereits realisierte Implementierung in der Industrie?
A.F.: Industrie 4.0 ist tatsächlich das nächste „Big Thing“ in der Fabrikautomation und stellt die nächste Stufe der Konnektivität und verteilten Intelligenz dar. Aber es ist keinesfalls nur eine Vision: Wir haben einige Kunden dabei unterstützt, Lösungen für die smarte Fabrik zu entwickeln, die heute bereits im praktischen Einsatz sind. Grundsätzlich kann man sagen, dass die meisten Technologien für Industrie 4.0 schon vorhanden sind und es bereits viele Einzellösungen im industriellen Einsatz gibt, die die Versprechen von Industrie 4.0 – Energie- und Kostenersparnis, höhere Produktivität und mehr Flexibilität – bestätigt haben.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen auf dem Weg zur Umsetzung von Industrie 4.0?
A.F.: Die größte Herausforderung ist in meinen Augen, die Rolle eines jeden einzelnen Systems in der Fabrik neu zu überdenken: Wie können Prozesse verbessert werden? Wie lässt sich der größte Vorteil aus der Interaktion zwischen den verschiedenen Systemen gewinnen. Und wie kann die gewaltige Summe der generierten Daten sicher gemanagt werden?

Was kann EBV als Distributor tun, damit diese Herausforderungen gemeistert werden können?
A.F.: Zum einen haben wir nur Halbleiterlösungen von verlässlichen Partnern im Programm – verlässlich im Sinne der gewünschten Funktionen, aber auch hinsichtlich des Supports und der Lieferfähigkeit. Wir schulen unser technisches Team zudem kontinuierlich in allen relevanten Technologien und zu den neu auf den Markt kommenden Bausteinen unserer Lieferanten. Unsere Field-Application-Engineers können so den Kunden umfassend beim Entwicklungsprozess unterstützen. Zum anderen entwickeln wir Referenz-Designs, in die das Fachwissen rund um Systemlösungen eingebettet ist. Mit ihnen erhalten unsere Kunden schlüsselfertige Lösungen für viele Aufgaben – auch zum Beispiel für die Verbindung der verschiedenen Elemente, die in einer Wertschöpfungskette miteinander kommunizieren sollen. Dazu können wir Entwickler auch bezüglich der relevanten Kommunikationsschnittstellen und Standards beraten.

Welche Produkte bietet EBV für die Industrie 4.0 an?
A.F: Im Prinzip alle mikroelektronischen Bausteine, die man benötigt, um eine komplette Industrie 4.0-Lösung zu realisieren: vom Mikrocontroller über Anwendungsprozessoren bis hin zu Field Programmable Gate Arrays. Für die Vernetzung und Kommunikation bieten wir Ethernet Trans­ceiver, Switches und Wireless-Module für Wi-Fi oder Bluetooth Low Energy. Eine große Rolle in unserem Portfolio spielen auch Sensoren und analoge Frontends zur Messung physikalischer Größen. Nicht zu vergessen hardware-basierte Lösungen für die Datensicherheit.

Gibt es technologische Entwicklungen bei der Elektronik, die auf den Einsatz in der Industrie 4.0 abzielen?
A.F.: Der Einsatz von elektronischen Bausteinen in der Industrie stellt besondere Herausforderungen zum einen in puncto Robustheit und Zuverlässigkeit, zum anderen aber auch bezüglich einer langen Verfügbarkeit auf dem Markt – Industrieanlagen haben schließlich eine weitaus längere Lebensdauer, als wir sie zum Beispiel vom Consumer-Bereich kennen.
Wir können bereits von neuen Derivaten für industrielle Anwendungen profitieren, die aus dem Automotive-Markt stammen. Diese neuen Bausteine bieten eine höhere Integration der Peripherie, legen den Fokus auf Real-Time-Ethernet-Software-Bibliotheken und haben eine erhöhte Lebensdauer, zugeschnitten auf industrielle Lebenszyklen.

Industrie 4.0 ist auch ein großes Software-Thema – was tut EBV, um Anwendungsentwicklern über die Hardware-Frage hinaus zu helfen?
A.F.: Wir fordern unsere Lieferanten dazu auf, nutzbringende und leicht zu bedienende Software-Bibliotheken und -Tools zu entwickeln. Und wie schon gesagt, wir haben verschiedene Referenz-Designs entwickelt. Darüber hinaus können wir über unser Netzwerk in Zusammenarbeit mit Design-Centern und Entwicklungspartnern auch in puncto Software eine Komplettlösung bieten.

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