Seine zahlreichen technologischen Innovationen waren entscheidend für die Entwicklung des Personal Computings. Die Arbeit von Douglas Engelbart trug dazu bei, Computer für jedermann bedienbar zu machen.
Es war im Dezember 1968. Ein bis dato unbekannter Wissenschaftler vom Stanford Research Institute trat vor eine schweigende Menge in San Francisco – und begann mit dem, was als „Mutter aller Präsentationen“ in die Geschichte einging: In seinem 90-minütigen Vortrag stellte er praktisch alles vor, was die moderne Computertechnik Jahre später ausmachen sollte: Videokonferenzen, Hyperlinks, vernetzte Zusammenarbeit, digitale Textbearbeitung – und etwas, das „Maus“ genannt wurde.
Die Welt von morgen
Der Wissenschaftler, der dem staunenden Publikum das Potenzial der Zusammenarbeit mit Computern demonstrierte, war Douglas Engelbart. Kein Computer-Spezialist, sondern Ingenieur und passionierter Erfinder. „Damals dachten die meisten Menschen, dass Computer nur zum Rechnen da sind – große Gehirne zum Knacken von Zahlen. Das Konzept der interaktiven Datenverarbeitung war ihnen fremd“, erinnerte er sich Jahre später. „Es war für die Leute schwer zu verstehen, was wir in meinem Labor, dem Augmentation Research Center am SRI in Menlo Park, machten. Ich wollte also zeigen, welche Flexibilität ein Computer bieten kann: die Welt von morgen.“
Visionärer Ingenieur
Engelbart (1925 – 2013) schloss 1942 die Highschool ab und studierte anschließend Elektrotechnik an der Oregon State University. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Radartechniker tätig. Im Jahr 1948 erhielt er seinen Bachelor und arbeitete für das NACA Ames Laboratory (Vorläufer der NASA). Anschließend bewarb er sich für das Graduiertenprogramm in Elektrotechnik an der University of California, Berkeley, und promovierte 1955. Ein Jahr später verließ er die Universität, um für das Stanford Research Institute (SRI) zu arbeiten.
Am SRI erwarb Engelbart innerhalb von zwei Jahren ein Dutzend Patente und arbeitete an magnetischen Computerkomponenten, grundlegenden Phänomenen digitaler Geräte und dem Skalierungspotenzial der Miniaturisierung. Im Jahr 1962 veröffentlichte er sein visionäres Werk „Augmenting Human Intellect: A Conceptual Framework“. Darin skizzierte er seine Ideen für den Einsatz von Computern zur Ergänzung der menschlichen Intelligenz. Seine Motivation für seine Entwicklungen formulierte Douglas Engelbart einmal folgendermaßen: „Die Komplexität der Probleme, vor denen die Menschheit steht, wächst schneller als unsere Fähigkeit, sie zu lösen.“
Die menschlichen Fähigkeiten erweitern
Engelbart wollte daher technologische Innovationen nutzen, um die Fähigkeiten des Menschen zu erweitern. Sein Ziel war es nicht, dass Menschen dank der Technik weniger zu tun haben, sondern dass sie mithilfe der Technik mehr leisten können. Besonders im Computer sah er ein geeignetes Medium, um den Intellekt des Menschen zu unterstützen und so zu befähigen, auch hochkomplexe Probleme schneller zu lösen. Ein Beispiel für diese Erweiterung des menschlichen Intellekts ist die „X-Y Positionsanzeige für ein Anzeigesystem“, die eine direkte Manipulation von Elementen auf dem Bildschirm ermöglichte. „Ich habe 1961 angefangen, Notizen für die Maus zu machen. Zu dieser Zeit war ein Lichtstift das gebräuchlichste Gerät, um etwas auf dem Bildschirm zu zeigen. Dieser Stift wurde während des Krieges für Radargeräte entwickelt. Das war die Standardmethode zum Navigieren, aber ich fand sie nicht besonders gut.“ Wer auf den Begriff „Maus“ für das neuartige Bediengerät gekommen war, wusste Douglas Engelbart später nicht mehr. „Es sah halt irgendwie aus wie eine Maus: ein Kästchen, noch aus Holz gefertigt, mit einem Kabel an einem Ende. Oben ein roter Knopf zum Klicken und unten zwei Rädchen, die Bewegungsimpulse übertrugen.“
Teil eines viel größeren Projekts
„Die Maus war nur ein winziger Teil eines viel größeren Projekts, das darauf abzielte, den menschlichen Intellekt zu verbessern“, so Engelbart. Denn dieses so rudimentär erscheinende Gerät erleichterte die Bedienung einer grafischen Benutzeroberfläche erheblich – auch das eine Entwicklung von Douglas Engelbart und seinem Team. Eine grafische Benutzeroberfläche (GUI) verwendet visuelle Elemente wie Fenster, Schaltflächen und Menüs, über die der Nutzer mit der Software interagieren kann. Ursprünglich bestanden Computer nur aus Textblöcken und es waren umfangreiche Kenntnisse in der Programmierung und Computerschnittstellen erforderlich, um sie zu bedienen.
Grundlage für Apples Erfolg
Doch Engelbart war seiner Zeit wohl zu weit voraus, die Präsentation auf der Fall Joint Computer Conference und die Tragweite seiner Erfindungen gerieten schnell in Vergessenheit. Engelbart gelang es nicht, das SRI, Investoren oder andere potenzielle Geldgeber von seiner Vision zu überzeugen. Erst 1980 schloss er einen Lizenzvertrag mit den beiden Apple-Gründern Steve Jobs und Steve Wozniak über das Patent der Maus ab – 40.000 US-Dollar erhielt er dafür. Vier Jahre später stellte Apple den „Macintosh“ vor, der auf Ideen Engelbarts basiert: mit Maus und grafischer Benutzeroberfläche. Heute ist Engelbarts Vision eines Computers für jedermann längst Wirklichkeit geworden. Als er im Jahr 2013 stirbt, ehrt ihn Apple-Gründer Wozniak mit den Worten: „Alles, was wir in Computern haben, lässt sich auf sein Denken zurückführen. Für mich ist er ein Gott. Er wird für die Maus anerkannt, aber er hat wirklich eine Menge unglaublicher Dinge für Computerschnittstellen und Netzwerke getan.“