Realisierung der Industrie 4.0

Branchenkenner aus der Informationstechnik und der Fertigungsindustrie sind sich einig: In den nächsten zehn Jahren wird die Verschmelzung von Automatisierungswelt und Internet den gesamten industriellen Sektor revolutionieren. Die Technologien und Verfahren dahinter werden mit verschiedenen Schlagwörtern zusammengefasst: In Deutschland wurde zum Beispiel der Begriff Industrie 4.0 geprägt, in den USA redet man unter anderem vom Industrial Internet, wieder andere sprechen vom Smart Manufacturing. Doch alle verstehen darunter die Verschmelzung physischer Industrie-Maschinen inklusive ihrer Sensoren, Antriebe und anderer Komponenten mit der virtuellen Welt, die aus Software-Anwendungen und dem Internet gebildet wird.
Bei der Analyse des Marktpotenzials, das mit Industrie 4.0 einhergeht, kommen die Marktforscher allerdings auf unterschiedliche Ergebnisse: So rechnen die Experten von Wikibon im Jahr 2020 weltweit mit Investitionen in entsprechende Technologien von bis zu 514 Milliarden Dollar. MarketsandMarkets beziffert den Markt im Jahr 2020 dagegen mit knapp 320 Milliarden Dollar – doch auch das wäre noch eine stolze jährliche Wachstumsrate von über 8 Prozent, ausgehend vom Marktvolumen in 2014.
Die Realisierung der Industrie 4.0 bietet gerade für die Elektronik-Branche große Chancen, denn „smarte“ Komponenten, ausgerüstet mit Mikroprozessoren und Kommunikationsmodulen, sind die Basis der vernetzten Industrie. So soll alleine der Markt für smarte Sensoren laut MarketsandMarkets bis 2020 mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 36 Prozent auf insgesamt 10,46 Milliarden Dollar wachsen. Auch der Einsatz von RFID wird mit der smarten Fertigung zunehmen: Aktuelle Analysen von Frost & Sullivan gehen davon aus, dass sich der Einsatz von RFID-Lösungen im industriellen Umfeld bis zum Jahr 2020 vervierfachen wird, auf dann 5 Milliarden Dollar. Zudem wird die Industrie 4.0 einer der wichtigsten Märkte für Halbleiter: Der Marktbericht „IC Market Drivers 2015“ von IC Insights prognostiziert, dass die Verkäufe von ICs von heute 1,13 auf 4,14 Milliarden Dollar im Jahr 2018 steigen werden.
Hoch entwickelte Kommunikationstechnologien, kostengünstige Sensoren und leistungsfähige Computer bieten neue Möglichkeiten für die Sammlung, Auswertung und Integration einer wachsenden Zahl von Daten aus Industrieanlagen, um die Effizienz zu steigern, die Wartung zu optimieren und die Energiekosten zu senken. Damit wird Industrie 4.0 zu einer neuen Ära von Wirtschaftswachstum und Wettbewerbsfähigkeit führen. Um hieran teilzuhaben, sind sowohl innovative Elektronikkomponenten als auch spezifisches Know-how zu Technologien, Märkten und Standards rund um das Thema Industrie 4.0 erforderlich.

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