Vernetzte Geräte im Zuhause sind keine Spielerei für Technik-Nerds, sondern bieten echten Nutzen, zum Beispiel bei Energieeffizienz und Sicherheit. Dazu müssen allerdings die unterschiedlichsten Geräte miteinander kommunizieren können. Und genau da kommt eine Technologie namens „Thread“ in Aktion!
Was ist Thread?
Licht und Heizung via Smartphone steuern, Haushaltsgeräte per Stimme bedienen oder die eigenen vier Wände mit intelligenten Überwachungssensoren sicherer machen: Smart-Home-Anwendungen sind im Trend. „Wir erleben gerade den Durchbruch des Smart Home“, so Bitkom-Präsident Achim Berg.
Beim Smart Home geht es nicht um Technikspielereien, es geht um gesellschaftliche Veränderungen, die zum Beispiel ein selbstbestimmtes Leben im Alter zu Hause ebenso ermöglichen wie eine dezentrale, ressourcenschonende Energieversorgung.
Da die unterschiedlichsten Hersteller immer mehr IoT-Geräte für die Heimautomation auf den Markt bringen, war eine effektive und effiziente Interoperabilität noch nie so wichtig wie heute. Viele der heutigen kommerziellen Protokolle sind allerdings immer noch proprietär, das heißt, nur Geräte eines einzigen Anbieters können zusammenarbeiten.
So kommunizieren beispielsweise die Wireless-Geräte von Busch-Jaeger, einem führenden Unternehmen der Elektroinstallationstechnik, über ein proprietäres Funkprotokoll im 2.4-GHz-Frequenzbereich.
Das französische Unternehmen Somfy hat dagegen den eigenen Standard RTS (Radio Technology Somfy) entwickelt, der im Frequenzbereich von 868,6625 MHz arbeitet.
Heute setzt das Unternehmen aber auf io-homecontrol, einer herstellerübergreifenden Zweiwege-Funktechnologie für Wohngebäude, die in einem breiten Spektrum von Haustechnik-Produkten unterschiedlicher Marken integriert ist. Doch bislang nutzen nur sieben Markenhersteller diesen Standard.
Offene Funkstandards erhöhen den Nutzen
Dabei verschafft doch vor allem die Kombination verschiedener Anwendungsgebiete einen Mehrwert, um den Komfort und die Sicherheit in den eigenen vier Wänden zu erhöhen.
Mit einem smarten Türschloss, das mit einer Außenkamera verbunden wird, kann man beispielsweise den Kindern von der Arbeit aus die Wohnungstür öffnen oder den Postboten bitten, das Paket im Flur abzustellen.
Eine derartige Offenheit und Freiheit bei der Vernetzung verschiedener Home-Automation-Geräte bieten allgemeine Funkstandards – neben WiFi und Bluetooth sind das bei Smart Home Lösungen vor allem ZigBee, Z-Wave oder Thread.
„Wir haben uns dafür entschieden, unser Engagement für Thread zu verstärken, weil es die größte Herausforderung für gewerbliche Gebäude löst: Technologiesilos, die mit minimaler Interoperabilität behaftet sind“, begründet Klaus Waechter, Standardization Manager bei Siemens Building Technologies, zum Beispiel das Engagement seines Unternehmens für einen allgemeinen Funkstandard.
„Siemens unterstützt die Bemühungen von Thread, die fragmentierte Geräteindustrie zu vereinheitlichen und neue Märkte zu erschließen.“ Dabei scheint Thread auf einem guten Weg zu sein – neben Siemens zählen Apple, die Google-Tochter Nest, Osram, Bosch oder Samsung zu den Mitgliedern der Thread-Group.
Darüber hinaus arbeitet die Gruppe mit anderen Standard-Organisationen zusammen, um ein interoperables Fundament für das Internet der Dinge zu schaffen – ähnliche Bemühungen sind auch bei anderen Funkstandards wie EnOcean, ZigBee oder Z-Wave zu beobachten.
Plattformen verbinden verschiedene Systeme
Dennoch wird es auf absehbare Zeit sicherlich nicht den einen allgemeingültigen Funkstandard für die Heim-Automation geben.
Um trotzdem möglichst frei bei der Kombination verschiedener Smart-Home-Geräte zu sein, kann auf Plattform-Lösungen zurückgegriffen werden.
Sie ermöglichen die Interoperabilität von Anwendungen unterschiedlicher Smart-Home-Systeme über einen gemeinsamen Datenaustausch. Eine derartige Plattform ist zum Beispiel Qivicon – eine Initiative verschiedener Industrieunternehmen.
Herzstück des vernetzten Zuhauses ist die Qivicon Home Base. Über diese zentrale Basiseinheit steuert der Nutzer alle eingebundenen Geräte in seinem Zuhause. Die einzelnen Geräte kommunizieren über Funkstandards mit modernsten Sicherheitsfunktionen mit der Home Base.
Zu den unterstützten Funkstandards gehören ZigBee, HomeMatic, HomeMatic IP, DECT ULE und IP. Die Plattform vereint so die Smart-Home-Lösungen von Energieversorgern, diversen Herstellern von Geräten für Haushalt, Heim und Garten genauso wie von Telekommunikationsunternehmen und Anbietern von Sicherheitslösungen.
Diese „gewerkeübergreifende“ Vernetzung ermöglicht intelligente Kombinationen – so können Lampen im Wohnbereich den Bewohnern beispielsweise ein optisches Signal geben und die Lieblingsplaylist starten, wenn die Waschmaschine im Keller ihre Arbeit vollendet hat.
Smartes Wohnen in der Praxis
Wie ein derartiges smartes Zuhause aussieht, kann man auch schon in der Realität erleben: So stehen zum Beispiel in Karlsfeld bei München 29 intelligente Einfamilienhäuser und rund 60 Eigentumswohnungen, die alle mit einem Smart-Home-Paket ausgestattet sind.
In jede Wohnwelt sind IP-fähige Komponenten integriert, die mitdenken und sich an die individuellen Bedürfnisse der Bewohner anpassen. „Ob Heizung, Licht, Rollläden, Musik oder Zugangskontrolle – von überall aus lässt sich entspannt über die iHaus-App jeder Raum und fast jedes steuerbare Gerät einzeln regeln“, so Robert Klug, CEO der iHaus AG.
Das Softwarehaus hat die iHaus-App zur Steuerung und Verknüpfung von internetfähigen Geräten entwickelt und zusammen mit dem Projektentwickler Isaria Wohnbau das smarte Wohnbauprojekt realisiert. „Durch intelligente Wenn-dann-Verknüpfungen – sogenannte Trigger – sind die mit iHaus verbundenen Systeme sogar lernfähig und besitzen die Möglichkeit, Informationen aus dem Internet zu analysieren und sinnvoll zu nutzen.“
So können zum Beispiel die Raumtemperaturen auf Basis von Wettervorhersagen optimal auf die jeweilige Situation angepasst werden.