Sichere Smart City in Japan

Fujisawa Sustainable Smart Town in der Nähe von Tokio ist eine der ersten auf der grünen Wiese realisierten Smart Cities. Unter anderem sollen virtuelle Zäune die Sicherheit der Bewohner gewährleisten.

Besonders in Südamerika sind sie häufig zu finden: „Gated Towns“, Stadtviertel, die mit hohen Mauern umgeben sind und die nur über Sicherheitszugänge betreten werden können. Diese an ein Fort aus amerikanischen Western erinnernden Viertel bieten den Bewohnern zwar ein hohes Maß an Sicherheit, doch das wird bezahlt mit einem Empfinden von Eingesperrtsein. In der Fujisawa Sustainable Smart Town in der Nähe von Tokio geht man dagegen den „smarten“ Weg: Hier hat man das Konzept einer „Virtual Gated Town“ realisiert. Mit einem neuen Sicherheitsmodell soll ein ähnlich hoher Sicherheitslevel gewährleistet werden, allerdings ohne das Viertel mit Zäunen und Toren abzuriegeln.

Intelligenter Lebensstil für alle

Fujisawa Sustainable Smart Town, kurz Fujisawa SST, ist ein von der Panasonic Corporation gemeinsam mit acht weiteren Partnern entwickeltes und gebautes Projekt. In dem Stadtviertel sollen bis 2018 rund 3.000 Menschen leben und arbeiten. Schon Anfang 2014 sind die ersten von ihnen eingezogen. Neu bei der Entwicklung der Fujisawa Sustainable Smart Town ist, dass die Konstrukteure einen intelligenten und komfortablen Lebensstil für die Bewohner in den Mittelpunkt der Planung gestellt haben. Darauf wurden das Design und die technische Infrastruktur ­abgestimmt. Dabei ist neben der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz die Sicherheit eines der wesentlichen Leitmotive des Projektes.

Unaufdringliche Sicherheit

Diese Sicherheit soll aber „unaufdringlich“ gewährt werden. Dazu sind rund 50 Überwachungskameras und mit ihnen vernetzte LED-Straßenlampen an den Zugängen zum Stadtviertel, an öffentlichen Gebäuden und dunkleren Bereichen sowie an größeren Straßenkreuzungen installiert. Sie bilden den virtuellen Zaun. In einer Sicherheitszentrale verfolgen Mitarbeiter an den Monitoren das Geschehen und schicken bei Bedarf sogenannte „Security Concierges“ los, die nach dem Rechten sehen können. Dadurch soll ein hoher Sicherheitslevel bei einer gleichzeitig offenen Atmosphäre gewährleistet werden.

Smarte Videoanalyse

Denkbar, wenn auch in Fujisawa nicht realisiert, wäre die Ergänzung der Kameras mit einem modernen System zur Videoanalyse, wie sie auch auf der Fanmeile der letzten Fußball-Europameisterschaft in Frankreich zum Einsatz kam. Die Firma Evitech setzte hier eine Software ein, die Bilder aus der Videoüberwachung zur Analyse des Verhaltens von Menschen nutzt. Die Software kann unter anderem zählen, wie viele Menschen einen Bereich betreten und verlassen. Die Sicherheitszentrale kann auf Basis der Daten jederzeit entscheiden, einen Platz zu schließen, und so etwa eine Überfüllung vermeiden. Darüber hinaus wird auch die Bewegung der Menschenmenge erfasst. Eine ungewöhnliche Bewegung – zum Beispiel eine Person, die entgegen der allgemeinen Bewegungsrichtung läuft – kann schnell entdeckt und den Sicherheitskräften mitgeteilt werden.

Vorausschauende Straßenbeleuchtung

In Fujisawa SST wird aber nicht nur auf Kameras gesetzt, auch jeder Bürger soll in der Lage sein, etwaige Gefahren früh zu erkennen. Dazu sind die LED-Straßenleuchten mit Sensoren ausgestattet, die erfassen, ob ein Fußgänger oder Fahrzeug in der Nähe ist. Wenn sich niemand im Umfeld aufhält, dimmen sie automatisch das Licht herunter und sparen so Energie. Nähert sich aber eine Person oder ein Auto, liefern die Straßenlampen ausreichend Helligkeit, um nicht nur den Bereich direkt unter ihnen auszuleuchten, sondern leuchten auch drei oder vier Schritte voraus. Außerdem sind Straßenlampen und Sicherheitskameras zu einem Wireless-Netzwerk verbunden. So kann das System wie bei einem Staffellauf die Sicherheitsbeleuchtung in Bewegungsrichtung des Passanten von Lampe zu Lampe weitergeben und den vorausliegenden Straßenabschnitt erhellen.

Auch zuhause sicher

Das Sicherheitskonzept von Fujisawa SST reicht herunter bis zur Gebäude- und Wohnungsebene: Kameras mit Gesichtserkennung gleichen Personen, die Zutritt in eine Wohnung haben wollen, mit einer zuvor hinterlegten Liste ab. Sind sie berechtigt, die Wohnung oder das Haus zu betreten, wird automatisch die Tür geöffnet. Das Heim-Sicherheitssystem erkennt zudem ein unberechtigtes Eindringen und Feuer und warnt die Bewohner in einem Notfall. Ergänzt wird diese elektronische Überwachung durch Sicherheitspatrouillen. So entsteht ein integriertes Netzwerk von Systemen und Diensten, das eine Sicherheit ohne blinde Flecken ermöglichen soll.

Im Notfall noch drei Tage funktionsfähig

Auch im Katastrophenfall – im erdbebengeplagten Japan keine Seltenheit – kommt dem Sicherheitssystem eine wichtige Rolle zu. Während die Überwachungskameras und Straßenleuchten unter normalen Umständen Verbrechen verhindern sollen, switchen sie im Notfall sanft in einen Katas­trophenmodus. Ergänzend zur Überwachung der Gesamtsituation mithilfe der Kameras bleibt eine bestimmte Anzahl von Straßenleuchten dann immer an und Hauseingangsleuchten sowie Zimmerleuchten liefern zusätzlich eine schwache, aber immerhin vorhandene Straßenbeleuchtung. Das soll den Bewohnern auch im Katastrophenfall nachts ein Gefühl der Sicherheit geben.
Die Energie dazu wird aus Batterien geliefert, deren Kapazität für drei Tage ausreicht. Grundsätzlich ist die gesamte Infrastruktur so ausgelegt, dass die hochtechnisierte Stadt auch im Katastrophenfall die wichtigsten Funktionen und die Grundversorgung der Bewohner mit Wasser, Nahrung und sanitären Einrichtungen so lange gewährleisten kann, bis der Normalzustand wieder erreicht ist.

(Bildnachweis: Istockphoto: tansy04)

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