Wie realistisch ist die All Electric Society?

Wie realistisch ist die All Electric Society, und was wird benötigt, um sie zu erreichen? Wir haben darüber mit Karl Lehnhoff, Direktor des Marktsegments Industrie, Wissenschaft und Medizin bei EBV Elektronik, gesprochen.

„Das Land gehört mir nicht. Es ist nur von meinen Kindern geliehen.“ Diese Weisheit seines Großvaters, eines Bauern, treibt Karl Lehnhoff noch heute an. Dementsprechend ist er vom Konzept der All Electric Society fasziniert, das er seit mehr als zwei Jahren als Direktor des Marktsegments Industrie, Wissenschaft und Medizin bei EBV vorantreibt. Er sieht darin die Chance, eine sauberere und bessere Welt zu schaffen – nicht nur für die heutige Generation, sondern vor allem für zukünftige Generationen.

Wie realistisch ist Ihrer Meinung nach die Umsetzung der All Electric Society?

Karl Lehnhoff: Sie ist durchaus realistisch. Aus technologischer Sicht sind alle notwendigen Lösungen heute verfügbar. Wir müssen vielleicht noch an den wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen arbeiten. In der Europäischen Union haben wir bereits einige Vorschriften für mehr Nachhaltigkeit, und nun müssen wir sie in nationale Gesetze umsetzen.

Wie lässt sich das Bewusstsein der Verbraucher stärken?

K. L.: Verbraucher sind sich der Umweltperspektive bewusst, aber wir müssen erklären, was sich ändern muss und wie sich das wirtschaftlich auswirkt. Wenn man es richtig erklärt, werden sie es verstehen. Das ist eine Aufgabe unserer Politiker.

Welche Technologien sind noch erforderlich, um die All Electric Society Wirklichkeit werden zu lassen?

K. L.: Wir haben die meisten Technologien. Wichtig ist, erneuerbare Energiequellen mit Energiespeicherlösungen zu kombinieren. Das Rückgrat davon ist die Digitalisierung. Es geht letztlich um die Kommunikation zwischen den verschiedenen Geräten des Energiesystems.

Wie lassen sich die verschiedenen Komponenten und Bereiche der All Electric Society am besten zusammenführen?

K. L.: Es braucht einen systematischen und integrierten Ansatz. Bei EBV unterstützen wir auf System- und Technologieebene und helfen bei der Auswahl von Komponenten und Integration in ein Gesamtsystem. Wir sind in Verbänden aktiv, um Technologietrends früh zu erkennen.

Welche Rolle spielt die Elektronik bei der Umsetzung der All Electric Society?

K. L.: Elektronik ist das Herz vieler Lösungen. Denken Sie an Leistungselektronik, Steuerungssysteme und Kommunikationsschnittstellen. Hardware und Software ermöglichen Überwachung, Steuerung und Integration.

Ist die Verbindung der Sektoren ein Vorteil für EBV?

K. L.: Das war ein Ziel unserer Struktur. Wir haben ein tieferes Marktverständnis und können besser unterstützen. Zudem haben wir Technologiebereiche, sodass wir mit fundiertem Wissen über spezialisierte Technologien helfen können.

Welche Rolle spielt Energieeffizienz? Was kann die Halbleiterindustrie beitragen?

K. L.: Energieeffizienz ist sehr wichtig – Energie, die man nicht verschwendet, muss man nicht erzeugen. Technologisch sind Halbleiter mit großem Bandabstand wie Siliziumkarbid und Galliumnitrid Treiber für höhere Effizienz und weniger Verluste.

Ein weiterer interessanter technischer Trend ist der Wechsel von Wechselstrom- zu Gleichstromnetzen. Photovoltaikanlagen erzeugen Gleichstrom. Beim bestehenden Netz müssen wir den Strom auf Wechselstrom umwandeln und dann für die Nutzung wieder zurück. Macht das Sinn? Nein! Ein Gleichstromnetz reduziert Verluste durch Umwandlung.

Wie sehen Sie die Welt in 20 bis 30 Jahren, wenn die All Electric Society erfolgreich umgesetzt wurde?

K. L.: Die Welt wird viel sauberer sein, mit weniger CO2 in der Atmosphäre. Sie wird effizienter und technologieorientierter sein, mit einem nachhaltigen Lebensstil. Vielleicht verschieben wir den Earth Overshoot Day vom Frühjahr auf den Herbst.

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