Flugtaxis für die Stadt

Zahlreiche Start-ups und etablierte Hersteller arbeiten mit Hochdruck an unbemannten Luftfahrtsystemen und elektrisch betriebenen Senkrechtstartern. Sie bilden die Basis für ein völlig neues Verkehrssegment: die Urban Air Mobility.

Vorteile durch Lufttaxis für Europa

  • 100 Prozent Reduzierung der lokalen Emissionen bei Elektroantrieben
  • 73 Prozentschnellere Lieferung von Organen zwischen städtischen Krankenhäusern möglich
  • 15 – 45 Minuten ist die durchschnittliche Reisezeitersparnis durch Urban Air Mobility für einen Transfer von der Stadt zum Flughafen
  • 90.000 Arbeitsplätze werden bis 2030 in Europa entstehen
  • 31 Prozentdes globalen Urban Air Mobility-Marktes werden 2030 in Europa angesiedelt sein
  • 4,2 Milliarden Euro Marktvolumen in Europa in 2020
  • 500 mal geringere Wahrscheinlichkeit in einen tödlichen Unfall verwickelt zu werden, als im Straßenverkehr auf der Basis von Personenkilometern

Die Bevölkerung in den Städten auf dieser Welt nimmt rasant zu. Bis zum Jahr 2030 werden 5,2 Milliarden Menschen in urbanen Regionen leben – rund eine Milliarde mehr als heute. Das erfordert völlig neue Verkehrskonzepte. Große Hoffnung wird dabei auf Flugtaxis gesetzt – sie entlasten den Verkehr auf Schienen und Straßen, indem sie den Luftraum nutzen. Laut den Marktforschern von Allied Market Research wird der weltweite Markt hierfür bis 2031 ein Volumen von 30,7 Milliarden Dollar erreichen. Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Roland Berger wird die Zahl der als Lufttaxis, Flughafen-Shuttles und im Rahmen innerstädtischer Flugdienste eingesetzten Drohnen in den nächsten Jahren exponentiell wachsen. Bis 2050, so die Prognose, werden weltweit annähernd 160.000 autonome Elektro-Drohnen im Einsatz sein.

„2050 werden wir elektrische Flugtaxis nutzen, wie wir heute ein Uber nutzen“, ist sich Dirk Hoke, CEO von Volocopter, sicher.

In wenigen Jahren auf dem Markt

Die ersten Flugtaxi-Prototypen warten bereits auf ihre Zulassung. Dabei sind die Konzepte der eVTOL (electric Vertical Take-Off and Landing) durchaus unterschiedlich: Das Flugtaxi VoloCity der Firma Volocopter zum Beispiel ist mit 18 rein elektrisch angetriebenen Rotoren ausgestattet und ähnelt einem futuristischen Hubschrauber. Nach einer kurzen Testphase soll es völlig autonom fliegen können. Mit elf Metern Spannweite wird es Platz für zwei Passagiere samt Gepäck bieten. Das Flugtaxi-Unternehmen Lilium entwickelt einen Siebensitzer mit 30 Rotoren. Mit seinen Flügeln, in die klappbare Elektrorotoren verbaut sind, ähnelt das Flugtaxi einem Mini-Jet. Das erste kommerzielle Modell, mit einer Reichweite von bis zu 250 Kilometern, soll 2025 auf den Markt kommen.

Erst In Zukunft autonom

Zunächst soll der Flugbetrieb bei der Mehrheit der Lufttaxis mit lizenzierten Berufspiloten starten. Langfristig sehen die meisten Lufttaxi-Konzepte jedoch einen gänzlich autonomen Betrieb vor. Einen etwas anderen Ansatz verfolgt allerdings Wisk: Hier sollen die Lufttaxis von Anfang an ohne Piloten an Bord fliegen. Dafür basieren die automatisierten Flugfunktionen auf den gleichen Technologien wie in normalen Autopiloten heutiger Flugzeuge. Sie werden ergänzt durch innovative Technologien wie verbesserte Erkennungs- und Vermeidungsfunktionen sowie zusätzliche Sensoren. Um die Zulassung durch die Luftfahrtbehörden zu vereinfachen, kommt keine künstliche Intelligenz zum Einsatz, sondern die Kontrolle erfolgt durch eine logikgesteuerte, verfahrensbasierte Entscheidungssoftware, die deterministische Ergebnisse liefert. Zudem wird jeder Flug von einem Menschen in einer Bodenstation überwacht, der bei Bedarf eingreifen kann.

Technisch neue Voraussetzungen

Über die Steuerung hinaus müssen bei Lufttaxis einige weitere technische Besonderheiten berücksichtigt werden. Zum Beispiel ist die Störsicherheit mit Blick auf den geplanten Flugeinsatz der Lufttaxis in geringer Höhe innerhalb von Städten ein wichtiges Sicherheitskriterium. Diehl rüstet den VoloCity von Volocopter daher mit einer sogenannten Fly-by-Light-Steuerung aus – sie gilt als besonders störsicher gegenüber elektromagnetischen Einflüssen, beispielsweise durch Mobiltelefone oder Sendemasten. Dabei werden die elektrischen Signale des Flugsteuerungsrechners – anders als bei herkömmlichen Fly-by-Wire-Steuerungen – in optische Signale übersetzt und somit optoelektronisch angesteuert. Statt elektrischer Signale über Kupferleitungen werden nun Lichtsignale über entsprechende Lichtleiter genutzt, um Messwerte und Steuerbefehle zu übermitteln.

Europa definiert Rechtsrahmen

Bedingung für den praktischen Betrieb der Lufttaxis sind allerdings auch Standards und Regularien. Dazu gehören ein modernes Luftraummanagement und die Integration in die bestehende Flugsicherung. Zukünftig gilt, dass bemannte und unbemannte Systeme parallel agieren. Tatsächlich hat die Europäische Kommission Ende 2022 eine europäische Drohnenstrategie 2.0 verabschiedet: Sie enthält eine Vorausschau für die weitere Entwicklung des europäischen Drohnenmarktes.

In der neuen Strategie wird dargelegt, wie Europa den kommerziellen Drohnenbetrieb in großem Maßstab vorantreiben und gleichzeitig neue Chancen in diesem Sektor bieten kann. Zudem wird im Januar 2023 der sogenannte „U-Space“ eingeführt, ein weltweit einzigartiges europäisches System zur sicheren Steuerung des Drohnenverkehrs. Schließlich veröffentlichte die europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) in 2022 Vorschriften für den Betrieb von Lufttaxis in Städten. Der neue Rechtsrahmen deckt die technischen Bereiche der Lufttüchtigkeit, des Flugbetriebs, der Zulassung der Flugbesatzung und der Luftverkehrsregeln ab.

„Damit ist die EASA die erste Luftfahrtbehörde weltweit, die einen umfassenden Rechtsrahmen für den Betrieb von VTOL-fähigen Luftfahrzeugen veröffentlicht, die Lufttaxis und ähnliche Dienste anbieten werden“, sagt EASA-Exekutivdirektor Patrick Ky.

Etablierte Luftfahrtunternehmen investieren

Dass Lufttaxis längst keine Vision mehr sind, zeigt auch das Engagement großer Akteure aus der heutigen, konventionellen Luftfahrt: So kündigte die Luftfahrtgesellschaft United Airlines im September 2022 eine Investition in Höhe von 15 Millionen US-Dollar in den eVTOL-Hersteller Eve Air Mobility sowie einen bedingten Kaufvertrag über 200 viersitzige Elektroflugzeuge plus 200 Optionen an, wobei die ersten Lieferungen bereits für 2026 erwartet werden.

3 US-Dollar pro Passagier und Meile – so viel soll ein Flug im Flugtaxi der Generation 6 von Wisk kosten.

2 Mrd. US-Dollar kostet es, ein Lufttaxi bis zur Einsatzfähigkeit zu entwickeln.

Quelle: Simpliflying.com/Wisk

 

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